Hersh Fenster – Nos artistes martyrs

Das Pariser Musée d’art et d’histoire du Judaïsme arbeitet aktuell an der ersten französischen Ausgabe von Hersh Fenster, Undzere farpaynikte kinstler (Nos artistes martyrs), die 1951 auf Jiddisch in Paris veröffentlicht wurde. Diese Ausgabe erscheint im Rahmen der Ausstellung „Paris pour école„, die in 2021 stattfinden wird.

Hersh Fenster and the lost shtetl of Montparnasse;
Exhibition: Saturday 15 May – Sunday 10 October 2021

In Anlehnung an die Ausstellung „Chagall, Modigliani, Soutine… Paris pour école, 1905-1940“ würdigt das mahJ Hersh Fenster (Baranów, 1892–Paris, 1964), den Journalisten, jiddischen Schriftsteller und Autor von Undzere farpaynikte kinstler (Our Martyred Artists), das 1951 in Paris veröffentlicht wurde. Es ist sowohl ein Denkmal als auch ein Kunstbuch und zeichnet das Leben und Werk von 84 in Frankreich lebenden jüdischen Künstlern nach, die zwischen 1940 und 1945 starben und über die Fenster fünf Jahre lang Zeugnisse und Fotografien zusammengestellt hat Zeitraum. Manche, wie Chaïm Soutine und Otto Freundlich, sind bekannt, andere wie Étienne Farkas und Jacob Macznik weniger. Doch alle trugen ihren Teil dazu bei in den letzten Jahren dessen, was der Kritiker André Warnod 1925 als „Schule von Paris“ bezeichnete. Maler, Bildhauer, Illustratoren, Männer und Frauen, ihre Arbeit wurde vorzeitig beendet und manchmal zerstört.

Paris pour école“ bezeichnet die Kunstszene ausländischer Künstler aus ganz Europa sowie aus Amerika, Asien und Afrika. Dieser Kosmopolitismus war in der Kunstgeschichte beispiellos. Viele dieser Männer und Frauen waren jüdische Künstler, die aus den großen europäischen Städten und dem russischen Reich auf der Suche nach künstlerischer, sozialer und religiöser Emanzipation kamen. Sie waren keine „Schule“ im traditionellen Sinne, da sie keinen gemeinsamen Stil hatten, sondern eine Geschichte, ein Ideal und für einige das Teilen (Er-/Durchleben) eines gemeinsamen Schicksals.

In dieser Neuauflage der weltberühmten Veröffentlichung von Hersh Fenster wird u.a. auch über das Leben und Werk des Künstlers Julius Graumann berichtet und eines seiner Hauptwerke abgebildet.

 Junge Frau beim Aquarellieren
Öl auf Leinwand
54 x 72 cm (o. R.)
Entstehung um 1905
Signiert u. L. „J. Graumann“
Galeriebestand „DER PANTHER“ – fine art

Dieses Werk stellt eine „Junge Frau beim Aquarellieren an an einer Tischstaffelei“ dar.  Auf dem Tisch ist ein typischer Aquarellkasten (rechteckige Farbnäpfe) und sie tupft gerade mit einem  feuchten (kleinen Naturschwamm) Schwämmchen in das Bild, um an dieser Bildstelle einen bestimmten Effekt zu erzielen. Sie arbeitet gerade an einer Situation, die eine junge Frau -in zeitgenössischer Kleidung- beim Spaziergang durch einen Park festhält.

Julius Graumann (geb. 12. Mai 1878 in Fürth, Friedrichstraße 4; gest. 2. Juni 1944 in Auschwitz) war ein Maler und Grafiker.

Leben:

Julius Graumann wurde als Sohn eines Fürther Bankiers geboren und begann 1898 sein Studium an der Münchner Akademie bei Carl von Marr.

Als vielbeachteter Künstler wohnte und arbeitete Graumann überwiegend in der bayerischen Hauptstadt, wo er auch ein eifriges Ausstellungsprogramm pflegte.

1933 emigrierte der Maler nach Paris, flüchtete beim Einmarsch der Deutschen nach Südfrankreich, wurde bei einer Razzia von der Gestapo entdeckt und nach Auschwitz deportiert. Hier wurde Julius Graumann 1944 ermordet.

Quellen:
Beitragsfoto und Ausstellungsbeschreibung „Paris pour école„: Le musée d’art et d’histoire du Judaïsme (Paris),
Neuauflage von Hersh Fenster, „Undzere farpaynikte kinstler“: Editions Hazan,
Abbildung „Junge Frau beim Aquarellieren“ (Julius Graumann, um 1905): Galeriebestand „DER PANTHER“ – fine art.