Hedwig Ruetz – Schülerin von Max Liebermann

Hedwig Ruetz (* 9. Juni 1879 in Riga; † 19. November 1966 in Beulwitz) war eine deutsche Malerin.

„Porträt der Schwestern Hedwig und Elsa Ruetz“

Öl auf Leinwand
ca. 120 x 100 cm (o. R.)
ca. 132 x 113 cm (m. R.)
Entstehung um 1925
Preis auf Anfrage

Leben und Werk

Hedwig Rutz war die Tochter eines Rigaer Kaufmanns (nach anderen Angaben eines Journalisten). Nachdem sie von 1891 bis 1893 in Riga an einer Privatschule Malerei studiert hatte, besuchte sie bis 1897 die Malerinnenschule in Karlsruhe.
Um 1900 nahm sie in München Privatunterricht bei Hugo von Habermann. Von 1901 bis 1902 lebte sie in Paris, dann in Berlin. Dort besuchte sie die private Malschule von Curt Herrmann, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband. Sie war vermutlich auch Schülerin von Max Liebermann, der 1903 von ihr ein Ölbild malte. Hedwig Rutz betrieb dann mit einer Freundin in Berlin eine private Malschule. In einem Adressbuch von 1907 ist sie als Kunstmalerin in der Kaiserallee 172 verzeichnet.
Von 1914 bis 1921 lebte sie als Malerin in der Schweiz, unter anderem 1918 in der Pension Villa Fey in Bern und 1919 im Hotel Marbach in Hilterfingen und schuf vor allem Porträts und Landschaftsbilder.
Hedwig Rutz lebte dann als selbständige Künstlerin mit ihrer Schwester Elsa, einer Sängerin, auf einem bäuerlichen Anwesen in Beulwitz („Am Edelhof“). Beide waren offenbar unkonventionelle Frauen mit einem Hang zur Extravaganz.
In den 1930er Jahren hatte sie mit ihrer Schwester den Sommersitz auf Schloss Molsdorf. Dort schuf sie unter anderem sechs Tafelbilder, die sie 1934 der Kirchgemeinde schenkte. Von 1936 bis 1937 arbeitete Erwin Strittmatter für Hedwig Rutz auf dem Edelhof. Diese Zeit „verarbeitete Strittmatter in seiner Erzählung »Meine Freundin Tina Babe«. Dort nennt der Ich-Erzähler seine Arbeitgeberinnen Elinor und Herma Rasunke. Sie werden als reiche Junggesellinnen beschrieben, die kein Auge für Geld haben.“

Erwin Strittmatter: Als er vom September 1936 bis Mai 1937 bei den Schwestern Ruetz in Beulwitz bei Saalfeld auf deren Edelhof als Faktotum und Kraftfahrer arbeitete, hatte er viele Aufgaben. „Sie schickten mich zum Beispiel nach Rudolstadt um zarte Möhren, oder sie schickten mich nach Weimar, um eine besonders gute Sorte Thüringer Rotwurst zu holen. Um Bratwurst wurde ich nach Jena geschickt, weil die Fleischer in Grottenstadt sie zu sehr salzten.“ Erinnert sich Strittmatter viel später in „Meine Freundin Tina Babe“. Mit Grottenstadt meint er Saalfeld, die anderen Städte nannte er bei ihren richtigen Namen. „Wenn wir nach Weimar, Erfurt, nach Jena oder nach Arnstadt fuhren und länger unterwegs waren, durfte ich auf Kosten der Damen irgendwo mahlzeiten gehen.“

Was die Damen mit ihm in Arnstadt wollten, vermerkt er nicht. Es könnte jedoch sein, dass sie einen gelegentlichen Blick in die St. Trinitatis-Kirche im nicht weit entfernten Molsdorf werfen wollten. Hedwig Ruetz (1879 – 1966), die Liebermann-Schülerin, hatte dieser Kirche nämlich 1934 sechs Ölgemälde gestiftet nach Fra Angelico. Dieses Faktum findet man ohne Schwierigkeiten auf der Internet-Seite von Arnstadt. Dass diese Malerin es war, die Strittmatter auch nach dem Krieg noch half, wieder Fuß zu fassen, steht dort natürlich nicht. Warum auch. Es darf also geforscht werden, wo Kraftfahrer Strittmatter speiste, während seine Dienstherrin in Arnstadt unterwegs war.

Quelle: Strittmatter in Arnstadt, Dr. Eckhard Ullrich

1931-1935 bewohnten die Schwestern Else und Hedwig Ruetz, die eine Sängerin, die an
dere Malerin, das Schloss. Besonders Hedwig Ruetz war es ein Bedürfnis, das Schloss für kulturelle und künstlerische Aktivitäten zu öffnen. Sie entwickelte Nutzungs-konzepte und organisierte eine Ausstellung, zu der sie Otto Knöpfer nach Molsdorf einlud.

Hedwig Rutz war 1903 an der IX. Ausstellung der Berliner Sezession beteiligt ohne Mitglied zu sein. 1930 hatte sie eine Einzelausstellung in der Berliner Galerie J. Casper, 1953 war sie auf der Dritten Deutschen Kunstausstellung in Dresden vertreten.

Zeitgenössische Rezeption

„Hedwig Ruetz, eine alte Bekannte aus der neu gegründeten Berliner Sezession, bekannt durch das schöne Bildnis, das Liebermann von ihr gemacht hat, stellte in der Galerie J. Casper aus. Meistens Parklandschaften und aquarellierte Blumenstücke. Die Blumen sind kräftig und wirkungsvoll gemalt, die Landschaften lassen ein wenig an Trübner denken und sind ebenfalls mit einer gewissen Schlagkraft gegeben. Gute, auf solider Lehre beruhenden Frauenkunst, die durch ihre Liebe zum Gegenstand, zum Motiv, besticht.“

Darstellung in der bildenden Kunst

  • Max Liebermann: Porträt von Fräulein Hedwig Ruetz (Tafelbild, Öl; 1903 oder 1904; gilt als verschollen).

Werke (Auswahl)

  • Das Zinalrothorn (Tafelbild, Öl).
  • Bilderzyklus nach Werken von Fra Angelico im Marcus-Kloster Florenz (6 Ölgemälde, ca. 1934; in der Schlosskirche St. Trinitatis Molsdorf).
  • Porträt eines Koreaners (Tafelbild, Öl; ausgestellt 1958/1959 auf der Vierten Deutschen Kunstausstellung).

Einzelnachweise (Auswahl)

  • Thomas Föhl: Curt Hermann. Ein Künstlerleben. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 1996, S. 45.
  • Brief, Pension Villa Frey, Bern, Schwarztorstrasse 71, Tram 3 u. 4, Telephon 22.07, M. Gisiger & Michel, Bern, den 2. Mai 1918, An das Sekretariat des Züricher „Kunsthaus“ (Buch, 1918) [WorldCat.org] (abgerufen 14. Mai 2021).
  • Brief, Hilterfingen, Hotel Marbach, d. 10. März, An das Sekretariat d. „Züricher Kunstgesellschaft“ (Buch, 1919) [WorldCat.org] (abgerufen 14. Mai 2021).
  • Schloßkirche | Gemeinden und Kirchen (kirchenkreis-arnstadt-ilmenau.de).
  • »Bei Fuchs und Hase« – Der ›Edelhof‹ in Beulwitz ‹ Artikel ‹ Literaturland Thüringen (literaturland-thueringen.de).
  • Hans Rosenhagen: IX. Ausstellung der Berliner Sezession. In: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904; 442.
  • Berliner Ausstellungen. In: Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe. 28.1930, S. 164.

Quelle:
wikipedia November 2022.
Beitragsfoto:
Max Liebermann: Porträt von Fräulein Hedwig Ruetz, 1903.