Christian Rohlfs (* 22. Dezember 1849 in Groß Niendorf, Kreis Segeberg; † 8. Januar 1938 in Hagen) war ein deutscher Maler der Moderne.
Leben
Christian Rohlfs zog 1851 mit seinen Eltern nach Fredesdorf um. 1864 stürzte er von einem Baum und zog sich eine schwere Beinverletzung zu. Der behandelnde Arzt, Dr. Ernst Stolle, ein Schwager Theodor Storms, gab ihm gegen die Langeweile Zeichenmaterial und erkannte kurz darauf das künstlerische Talent des Jungen, den er fortan förderte. Ab 1866 besuchte Rohlfs das Realgymnasium in Segeberg. Auf Empfehlung Storms lernte Rohlfs 1870 in Berlin den Maler und Kunstschriftsteller Ludwig Pietsch kennen, der diesen wiederum an die Großherzogliche Kunstschule in Weimar empfahl, wo er bei Paul Thumann (Historien- und Figurenmalerei) eine Freistelle erhielt. In dieser frühen Phase schuf er vor allem naturalistische Werke. Aufgrund einer erneuten Beinerkrankung (chronische Knochenmarksentzündung) musste 1873 ein Bein amputiert werden, 1874 nahm Rohlfs sein Studium wieder auf.
Ab 1884 war er freischaffender Künstler in Weimar und wendete sich zunehmend dem Impressionismus zu. 1886 verbrachte er auf Einladung von Therese Heydenreich einige Monate als Gast auf dem Rittergut Hoof (Schauenburg) bei Kassel und malte dort einige Porträts der Familie und Ansichten vom Gutshaus. 1899 führte ihn sein Weg nach Gothmund; von diesem Aufenthalt existieren einige Pastelle. 1901 zog er auf Einladung von Karl Ernst Osthaus nach Hagen, wo er sich an dem entstehenden Folkwang-Museum ein Atelier einrichten konnte.

„Landschaft im Nebel“
Mischtechnik auf Bütten
um 1925
ca. 27,5 x 39,5 cm (o. R.)
signiert u. r. „CR“
Preis auf Anfrage
In den Jahren 1904, 1905 und 1906 war Rohlfs zu Arbeitsaufenthalten in Soest, 1910 bis 1912 auf Einladung eines Mäzens in München und seinem Umland. Die mittelalterlichen Kirchen und Gebäude von Soest thematisierte er noch bis in die 20er Jahre in seinen Arbeiten, ebenso Ansichten des bayerischen Klosters Andechs. Daneben entstanden in Oberbayern Aktbilder und abstrahierte Gebirgslandschaften.
Ab etwa 1910 ist Rohlfs den Expressionisten zuzuordnen, in dem Jahr wurde er in Darmstadt zum Jurymitglied des Deutschen Künstlerbundes gewählt. Seine Vermählung mit Helene Vogt 1919 und die öffentliche Anerkennung, die er mit einer Sonderausstellung in der Nationalgalerie in Berlin erfuhr, gaben dem damals bereits 70-Jährigen neuen Auftrieb. Zu seinem 75sten Geburtstag 1924 ehrte man ihn in Berlin mit der Mitgliedschaft in der Preußischen Akademie der Künste.

„Garten im Tessin“
Mischtechnik auf Bütten
um 1925
ca. 32,5 x 48,0 cm (o. R.)
signiert u. l. „CR“
Preis auf Anfrage
Bei seinen Motiven rückten in dieser Zeit Stadtansichten und Landschaften in den Mittelpunkt. Ab 1927 war er alljährlich – meist vom Frühjahr bis in den Dezember – in Ascona. 1930 begegnete er dort Helmuth Macke und Marianne von Werefkin, „mit denen er bis zum Frühjahr 1931 eng zusammenarbeitete.“ Im Tessin widmete er sich vor allem Pflanzen-Motiven.
Für die Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 in München wurden zahlreiche Rohlfs-Arbeiten konfisziert, darunter aus dem damaligen Christian-Rohlfs-Museum in Hagen (heute Osthaus Museum Hagen) rund 450 Arbeiten. Am 13. September 1937 notierte Joseph Goebbels in seinem Tagebuch: „Mit Vetter Thema entartete Kunst. Er wollte Rohlfs in Schutz nehmen. Aber ich heile ihn.“ Der Künstler erhielt Malverbot und wurde am 7. Januar 1938, einen Tag vor seinem Tod, aus der Preußischen Akademie der Künste in Berlin ausgeschlossen.
Christian Rohlfs war Vorstandsmitglied im Deutschen Künstlerbund sowie in der Künstlervereinigung Hagenring.
Sein Grabmal in Hagen schmückt ein Abguss der 1931 von Ernst Barlach geschaffenen Plastik Der lehrende Christus.
Einige seiner Werke wurden postum auf der documenta 1 im Jahr 1955 in Kassel gezeigt.
Im Hagener Stadtteil Haspe ist eine Schule, das Christian-Rohlfs-Gymnasium, in Soest die Christian-Rohlfs-Realschule nach ihm benannt.
Werk
Im künstlerischen Werk von Christian Rohlfs spiegeln sich mehrere relevante Zeitströmungen wider, beginnend mit der naturalistisch-historistischen Akademiemalerei der 1870er Jahre. Prominenz aber erlangte er, bei aller Eigenständigkeit, in den beiden bedeutenden Stilrichtungen seiner Epoche, zunächst dem Impressionismus und später dem Expressionismus, und wurde so zum „Nestor der deutschen Moderne.“ Mit Bildern zwischen etwa 1885 und 1900 zählt er zu den großen deutschen Impressionisten, zwei seiner Ölgemälde waren Glanzstücke der repräsentativen Ausstellung von 2009, während seine Hinwendung zum Pointilismus anno 1902/03 wohl eher als Experiment betrachtet werden kann.
Vielmehr wurde er in der Folge zu einem der wichtigsten Maler des Expressionismus und entwickelte diesen – eine Zeit lang mit Emil Nolde zusammenarbeitend – seit Beginn des 20. Jahrhunderts in einer selbständigen Form. Nach einer durch ruheloses Suchen und auch durch persönliche Krisen geprägten Übergangsperiode, in der er sich vermehrt figürlichen und biblischen Motiven sowie dem Holz- und Linolschnitt zuwandte, gewann er die abgeklärte Heiterkeit, die sein Alterswerk der letzten zwei Jahrzehnte zu neuen Höhepunkten führte. Die Farbe ist der bedeutendste Ausdrucksträger seiner Bilder, vor allem von lichtdurchfluteten Landschaften und Blumenstillleben, „deren Materialität wie durch einen ätherischen Schleier aufgelöst erscheint.“ Gleich Nolde bevorzugte auch er zunehmend die Arbeit auf Papier, wohl aus praktischen Gründen und hauptsächlich unter Verwendung von Tempera als Farbe. Damit wurde er zu einem unübertroffenen Meister des expressiven Blumenbilds.
Quellen:
wikipedia: Auszug in Janaur 2022
Beitragsfoto: wikipedia (Fotoporträt von Hugo Erfurth, 1929)
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