Franz Heckendorf

Franz Heckendorf (* 5. November 1888 in Berlin; † 17. August 1962 in München) war ein deutscher Maler und Grafiker, der besonders in der Weimarer Republik großen Erfolg hatte. Während der Nazizeit wurde er zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, nachdem er von der Deportation in Vernichtungslager bedrohten Berliner Juden zur Flucht in die Schweiz verholfen hatte.

Franz Heckendorf 1929

“Haus Kosmack am Molchowsee”
Öl auf Holz
originale Künstlerrahmung
u. r. sign. und datiert „F. Heckendorf 29“
90 x 70 cm (o. R.)
110 x 90 cm (m. R.)

 datiert 1929
Preis: auf Anfrage
Provenienz: wir danken Frau Traudl Jährling, der Enkelin des Künstlers, Pfungstadt, für die Unterstützung zur einwandfreien Identifizierung des Motivs und Bestätigung der Authentizität. Auch danken wir Herrn Dr. Winfried Meyer, welcher uns mit detaillierten Informationen zum Haus Kosmack unterstützt hat.

In den Jahren 1905 –1910 wurde inmitten der malerischen Landschaft am Molchowsee bei Alt Ruppin in der Mark Brandenburg das Haus Kosmack vom deutschen Architekten und Mitbegründer des Deutschen Werkbunds Hermann Muthesius erbaut. Bei dem Haus Kosmack konnte Muthesius seinen reformorientierten Plan eines modernen, in die Landschaft hineinkomponierten Wohnhauses verwirklichen.

Haus Kosmack
Foto: Hermann Muthesius: Landhäuser. Ausgeführte Bauten mit Grundrissen, Gartenplänen und Erläuterungen. Zweite ergänzte Auflage, München 1922

Der Künstler Franz Heckendorf pflegte mit der Hausherrin Hilda Kosmack bereits seit 1928 ein enges Verhältnis und spielte in diesem Zusammenhang auch eine wesentliche Rolle bei der Auflösung der Ehe mit Ihrem Ehemann Fritz Kosmack.
Franz Heckendorf betrieb ab 1931 mit Hilda Kosmack, seiner nun offiziellen Lebensgefährtin, das Haus Kosmack als Hotel und Restaurant unter dem Namen „Schloss am Molchowsee“, bis unter dem Druck des NS-Regimes das Anwesen 1933 verkauft werden musste.

Franz Heckendorf - Stadtansicht (2)

“Tiroler Stadtansicht”
Gouache auf Papier
museal gerahmt unter Glas
u. re. sign. „F H“; rückseitig „F. Heckendorf“
56 x 38 cm (o. R.)
um 1940
Preis: auf Anfrage

Leben:

Franz Heckendorf wurde in Berlin-Lichterfelde als Sohn eines Architekten geboren. Mit 15 Jahren verließ er das Gymnasium und absolvierte eine Lehre als Dekorationsmaler. Ab 1905 bis 1908 studierte er an der Berliner Kunstgewerbeschule und an der Berliner Akademie.

1909 stellte er zwei impressionistisch geprägte Straßenbilder in der Berliner Sezession aus. Während seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg als Kampfflieger an der Ostfront, Balkan, Bosporus und im heutigen Irak am Tigris wandte er sich immer mehr dem Expressionismus zu. Auch versuchte er seine Kriegseindrücke in Gemälden, wie z. B. Vormarsch deutscher Truppen an der Morawa (1916) künstlerisch zu verarbeiten.

1917 trat er dem Deutschen Künstlerbund bei. Von 1916 bis 1918 gehörte er dem Vorstand und der Jury der Berliner Sezession an. In seinen expressionistischen Werken betonte Heckendorf im dynamischen Malstil besonders die Ausdruckskraft von teilweise harten Konturen und kräftigen, leuchtenden Farben. Er malte sowohl Ölgemälden, wie auch Pastelle und Aquarelle, in denen er Bildnisse und Figürliches ebenso wie Landschaften und Stillleben darstellte.

Eine umfangreiche Sonderausstellung in der Kestner-Gesellschaft in Hannover im Frühsommer 1918 gab einen Überblick über die erste Schaffensperiode des jungen Künstlers seit 1912.

Während der Weimarer Republik, deren überzeugter Anhänger er war, galt Heckendorf als „Maler der Republik“ und „Liebling der sogenannten Gesellschaft“, seine Bilder fanden Eingang in die Sammlungen prominenter demokratischer Politiker wie Matthias Erzberger und Walther Rathenau, und eines seiner Gemälde der Verfassungsfeier von 1929 wurde vom Reichskanzler angekauft.

Heckendorf trat 1936 der Reichskammer der Bildenden Künste bei, wurde 1940 jedoch ausgeschlossen. Von 1939 bis 1943 wohnte er abwechselnd in Berlin und Kitzbühel. Dem Dritten Reich galt seine Kunst als „nicht den kulturellen Zielsetzungen des Großdeutschen Reiches“ entsprechend, bereits im August 1937 wurden seine Bilder in Berliner Staatsbesitz und in der Nationalgalerie als „entartete Kunst“ beschlagnahmt, in einem Depot eingelagert und danach teilweise zum Verkauf ins Ausland gebracht oder verbrannt.

Am 24. Februar 1943 wurde Heckendorf verhaftet und ins Landgerichtsgefängnis Waldshut eingeliefert. Am 27. Mai 1943 wurde gegen ihn und drei weitere in „Schutzhaft“ genommene Deutsche ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Sie wurden beschuldigt, von der Deportation in Vernichtungslager bedrohten Berliner Juden bei der Flucht in die Schweiz geholfen zu haben. Am 22. März 1944 wurden sie nach zweitägiger Verhandlung von einem Sondergericht in Freiburg i.Br. zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt. Heckendorf, für den der Staatsanwalt die Todesstrafe gefordert hatte, erhielt mit zehn Jahren die höchste Strafe. Das Gericht beurteilte die Straftaten der Angeklagten zwar als „recht schwerwiegend“ weil sie „sich vorsätzlich … auf die Seite unserer Feinde gestellt und zum Wohl des Reiches geplante Maßnahmen der Regierung im Krieg zu sabotieren unternommen“ hätten, ging jedoch zur Entlastung der vier nicht-jüdischen Angeklagten davon aus, dass „der ‚Judenschmuggel‘ von einer weit verzweigten Gruppe von Juden, die sich geschickt im Hintergrund hielt, aufgebaut und betrieben worden sein muß“. Am 14. April 1944 wurden die vier Verurteilten ins Zuchthaus Ensisheim im Elsass verlegt, wo Heckendorf Schwerstarbeit in den Kaliminen leisten musste. Nachdem er in die Krankenstation des Zuchthauses eingeliefert worden war, erreichte eine dort tätige Pflegerin, dass er die Zuchthauskirche renovieren und mit Wandmalereien versehen konnte. Am 17. September 1944 wurde Heckendorf zuerst ins Zuchthaus nach Ludwigsburg verlegt und von dort ins Arbeitshaus Kaltenstein bei Vaihingen/Enz gebracht, von wo er im April 1945 nach Ulm ins Gefängnis transportiert wurde. Dort wurde er der Gestapo übergeben, die ihn Ende April 1945 noch ins KZ Mauthausen einweisen ließ, wo er im Mai 1945 von den US-Truppen befreit wurde.

FH - Blumenstilleben 1950

„Blumenstillleben“
Mischtechnik auf Papier
Passepartout unter Glas
ca. 40 x 50 cm (o. R.)
ca. 60 x 70 cm (m. R.)
Signiert u. r. „F. Heckendorf“
um 1950
rückseitig bezeichnet mit Titel, Verkaufspreis und Ort
Preis auf Anfrage

Nach dem Krieg wirkte Heckendorf erst an der Akademie der bildenden Künste Wien und dann in Salzburg. Er arbeitete bis zu seinem Tod am 17. August 1962 in München.

Heckendorfs Malerei wurde ursprünglich vom Expressionismus, insbesondere von Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel, geprägt. Seine meist landschaftlichen Motive sowie Blumenstilleben sind von einer kräftigen, leuchtenden Farbigkeit. Kunsthistorisch ist er der Verschollenen Generation und dem Expressiven Realismus zuzurechnen. Nach seinem Tod geriet Heckendorf sowohl als Maler wie als Judenretter weitgehend in Vergessenheit. Seine Werke befinden sich u.a. im Lindenau-Museum Altenburg, in der Berlinischen Galerie und im Bröhan-Museum Berlin, im Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg, der Stiftung Moritzburg (Halle), im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, im Salzburg Museum und im Kunstmuseum Solingen in Solingen-Gräfrath.

Literatur (Auswahl):

  • Franz Heckendorf. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 16, E. A. Seemann, Leipzig 1923, S. 211f.
  • Franz Heckendorf. In: Hans Vollmer: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 2. E. A. Seemann, Leipzig 1955, S. 400
  • Alessandra Cacace: Franz Heckendorf, in: Allgemeines Künstlerlexikon, K.G. Saur-Verlag, Band LXX, 2011, Seite 513
  • Horst Ludwig: Franz Heckendorf, in: Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst. Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert Band 5: Achmann-Kursell, München 1993, Seite 359-360
  • Robert Darmstaedter, Künstler Lexikon, Seite 311/312, ISBN 3-88199-300-2
  • Winfried Meyer: NS-Justiz gegen Judenhelfer:„Vernichtung durch Arbeit“ statt Todesstrafe. Das Urteil des Sondergerichts Freiburg i.Br. gegen den Berliner Maler Franz Heckendorf und seine Vollstreckung. In: Wolfang Benz (Hrsg.): Jahrbuch für Antisemitismusforschung 19. Metropol Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-940938-92-3, S. 331-362.
  • Symphonie in Farbe. Franz Heckendorf, Bruno Krauskopf. Wilhelm Kohlhoff. Katalog zur Ausstellung der Kunstfreunde Bergstraße 1991 in Bensheim-Auerbach. Mit einem Geleitwort von Rainer Zimmermann, Alsbach 1991

Quelle: wikipedia, März 2015


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