Ab nach München! Künstlerinnen um 1900

Damenakademie München

12. September 2014 – is 15. Februar 2015

„Ab nach München“ schreibt Gabriele Münter 1901 in ihr Tagebuch, nachdem ihre Freundin Margarete Susmann sie auf die Damen-Akademie aufmerksam gemacht hat. Wie viele andere junge Frauen, in der Regel aus dem gehobenen Bürgertum, geht sie nach München, um dort Malerei zu studieren.

München ist um 1900 sowohl Kunststadt als auch ein Zentrum der Frauenbewegung. Prominente Vertreterinnen wie Ellen Amann oder Anita Augspurg leben hier; es werden zahlreiche Vereine gegründet wie beispielsweise die „Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau“. Neben dem Ziel, Frauen zu staatsbürgerlichen und gesellschaftlichen Rechten zu verhelfen, ist eines der zentralen Ziele der Frauenbewegung die Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten. Gefordert wird u.a. der Zugang zu den Universitäten, was in Bayern schließlich ab 1903 möglich ist. Frauen mit dem Berufswunsch, Künstlerin zu werden, kämpfen lange vergeblich um den Zugang zur Königlichen Akademie der Bildenden Künste, der ihnen erst ab 1919 gewährt wird.

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Zofia Stryjeńska aus Polen versucht, dieses Verbot zu umgehen und immatrikuliert sich unter dem Namen ihres Bruders. Als Mann verkleidet studiert sie ein Jahr, bevor die Täuschung auffliegt und sie die Akademie verlassen muss. Wer nicht zu solchen Mitteln greifen möchte, hat die Möglichkeit, sich in Privatateliers und -schulen ausbilden zu lassen. In München existieren um die Jahrhundertwende zahlreiche dieser Schulen, die sowohl männliche als auch weibliche Schüler aufnehmen. Hier herrscht jedoch oft ein nur ungenügendes künstlerisches Niveau.

Um auch Frauen eine professionelle künstlerische Ausbildung zu ermöglichen, ergreifen diese 1882 mit der Gründung des Künstlerinnen-Vereins selbst die Initiative. Zwei Jahre später eröffnen sie die Münchner Damen-Akademie, die nach dem Vorbild der Königlichen Akademie der bildenden Künste organisiert ist. Hier schreibt sich, wie schon erwähnt, Gabriele Münter ein, aber auch Käthe Kollwitz, damals noch unter ihrem Mädchennamen Käthe Schmidt. Die Institution ist bald weithin bekannt und zieht zahlreiche junge Frauen aus dem In- und Ausland an.

Bereits etwas früher wird Frauen eine Ausbildung im kunstgewerblichen und kunstpädagogischen Bereich zugestanden und staatlich gefördert. So ist die Ausbildung zur Zeichenlehrerin ab 1872 in der „Weiblichen Abteilung“ der Königlichen Kunstgewerbeschule möglich. 1902 werden in München die „Lehr- und Versuchsateliers für Angewandte und Freie Kunst“, kurz „Debschitz-Schule“, gegründet. Der Besuch dieser reformorientierten Institution ist Frauen von Anfang an erlaubt und der Zulauf entsprechend hoch. Fünf Jahre nach Gründung der „Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie“ können Frauen ab 1905 diese Ausbildungsstätte besuchen und erzielen hier mit ihren Arbeiten rasch Erfolge.

Vor diesem zeitgenössischen Hintergrund vermittelt die Ausstellung auf 750 m² erstmals einen Überblick über das künstlerische Schaffen der Frauen. Gezeigt werden ca. 300 Werke bekannter und bisher unbekannter oder in Vergessenheit geratener Künstlerinnen aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Grafik, Möbelkunst, Schmuck, Glas, Keramik, Porzellan, Textilien und Fotografie.

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Radio Bayern 2 – Bayerisches Feuilleton „Künstlerinnen um 1900 bekennen Farbe“

Radio

 

 

 

 

 

 

Von Katinka Strassberger anlässlich der Ausstellung im Münchner Stadtmuseum vom 12. September 2014 – 15. Februar 2015 u.a. mit kurzem Interview mit Joergen Degenaar (Inhaber der Galerie „Der Panther“)

Ausstrahlungstermine in Radio Bayern 2:
Samstag, 06.09.2014 um 08:05 bis 09:00 Uhr
Wiederholung am Sonntag, 07.09.2014 um 20:05 bis 21:00 Uhr
oder einfach oben direkt auf das Radiosymbol klicken !!!

Die Galerie „Der Panther“ unterstützt das Münchner Stadtmuseum während der Ausstellung mit einer Gemälde-Leihgabe der Künstlerin Anna Klein (* 16. Februar 1883 in Nürnberg – 1941 im Konzentrationslager Kowno).

Dachauer Moos - Schafherde mit Hirte

“Dachauer Moos – Schafherde mit Hirte“
Öl auf Leinwand
50 x 70 cm
sign. u.r. “A.Klein”
Entstehung zwischen 1915 – 1930
Literatur/Abbildung: “Ab nach München” – Künstlerinnen um 1900; Antonia Voit;
Verlag / Label: Süddeutsche Zeitung Edition; [2014]