(* 1866 in Hannover; † 1940 in Worpswede) war eine deutsche Malerin.
Leben:
Nach ihrer schulischen Ausbildung studierte sie von 1894-1898 in Berlin an der Malschule des „Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin“. Im Porträtmalen wurde sie von Jeanne Bauck, bei der auch Paula Modersohn studierte, bei Haenebeck und Prof.Hausmann ausgebildet, von Margarethe Hoenerbach im elementaren Zeichnen und in der Landschaftsmalerei von Ludwig Dettmann, Max Uth und Philipp Frank.
1898 kam sie nach Worpswede. Sie nahm zwei Jahre Unterricht bei Otto Modersohn. 1899 entschloss sie sich, Worpswede ansässig zu werden und ein Haus zu bauen. Sie erwarb ein Grundstück auf dem Weyerberg. Beide Wohnebenen des Hauses hatten Atelierräume mit großzügigen Fenstern in Richtung Norden. Sie liebte die Geselligkeit und öffnete ihr Haus für Konzertabende. Bis zum Zeitpunkt des Einzuges von Käte Remmer 1927 vermietete sie die untere Hausetage immer wieder an Künstlerkollegen. Kurz vor Ostern 1905 zog dort die Bildhauerin Clara Westhoff ein. Auch die Malerin Lisel Oppel lebte Anfang der 20er-Jahre für einige Zeit bei Emmy Meyer. 1927 zog Käte Remmer (*1880, + 1962) Tochter des Bremer Brauereibesitzers Wilhelm Remmer, Emmy Meyers Bremer Freundin ein, die ihr den Haushalt führte und sich im Garten nützlich machte.
Beidseitig bemalt:
„Torfkahn auf der Hamme“
verso Ölskizze
„Landschaft mit Gehöft“
Öl/Malkarton
44,5 x 60 cm
Preis auf Anfrage
Emmy Meyer wurde Mitglied des Bremer Künstlerbundes und der Allgemeinen Kunstgenossenschaft. Im Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens stand die Landschaftsmalerei. „Die Künstlerin hat unermüdlich gearbeitet. Mit Staffelei und Palette zog sie im weißen Malkittel hinaus in die Natur. Eine ebenfalls weiße Haube schützte sie vor der gleißenden Sonne. Ihre Sujets war die Moorlandschaft, die sie immer wieder malerisch fixierte. Ihre Hamme- und Mooransichten, fingen in gedämpften Farben das Licht der Worpsweder Landschaft ein. Die Dämmerung über den Wiesen, still dahin gleitende Kähne, heimkehrende Schnitter waren Lieblingsmotive, die sie mit Andacht und fein entwickeltem Farbensinn behandelt hat“.1 Sie unternahm Studienreisen nach Paris, auf die Insel Hiddensee und nach Österreich, von wo sie jeweils zahlreiche Bilder mitbrachte,blühende Bäume im Frühling, Winterlandschaften inspiriert von ihren Aufenthalten in Österreich, Küstenbilder aus Hiddensee.
Im Jahre 1919 unterzeichnete sie einen Aufruf, der Mädchen und Frauen zur Wahl aufforderte2 und ihr Name ist sogar auf einer Wahlliste für die Gemeindevertretung Worpswedes zu finden. Sie war auch Mitglied der 1925 gegründeten Wirtschaftlichen Vereinigung Worpsweder Künstler, wo „sie redegewandt ihre Meinung vertrat, oft mit Beifall bedacht. Der Humor und eine spitze Feder zeichneten sie gleichermaßen aus. Einige erhaltene Typoskripte, die das Archiv der Barkenhoff-Stiftung aufbewahrt, belegen das. So karikierte sie in einem 17-strophigen Gedicht einige Künstlerkollegen aus dem Dorf. Unter ihnen Fritz Mackensen,Otto Modersohn, Walter Müller, Udo Peters, die Brüder Uphoff, oder Ottilie Reylaender. Und sich selbst natürlich, die als ‚Tante Emmy hier bekannt und ‚Flietigste‘ [Fleißigste] von allen‘ sei. Parodistische Züge hingegen enthält das Märchen vom „Rotkäppchen“, in dem sie den Terror des Naziregimes der Lächerlichkeit preisgibt. „Da begegnete ihm der böse Wolf. Er hatte ein ganz braunes Fell, damit niemand gleich von Anbeginn seine rassefremden Absichten merken sollte. Rotkäppchen dachte auch nichts Böses, weil es ja wusste, dass alle Volksschädlinge im Konzentrationslager saßen.“3
Der Malerkollege Karl Krummacher schrieb rückblickend über sie: „Die Begabung drängte Emmy Meyer dazu, ein Motivnach bestimmten Richtpunkten gleich vor der Natur im Aufbau bildmäßig festzulegen und dann das Frohlocken der Stunde in zarten, leisen oder kräftig anschwellenden Farbakkorden ausklingen zu lassen.“ In Bildern, die auf der Insel Sylt entstanden waren, sieht er sowohl in der Handhabung der Farbe als auch im Umgang mit Licht und Schatten den „Höhepunkt eines immer deutlicher hervortretenden Bekenntnisses zum Impressionismus“4 Diese Einschätzung bestätigt auch die Kunsthistorikerin Antonia Napp: Sie verweist darauf, dass sie schon in Berlin losen Kontakt zu den Impessionisten und der Secession über ihre Lehrer hatte: „Während insbesondere ihre frühen Bilder aus Worpswede zarte Pinselstriche zeigen, sind andere Arbeiten von einem dynamischen, beinahe groben Pinselduktus durchformt,der durchaus an den Strich Max Liebermanns oder Lovis Corinth erinnern. Die Formen werden vereinfacht, und Farbkontraste durchziehen die ansonsten in tonigen Erdfarben gehaltene Landschaft.“5 Unvergessen sind ihre Hamme- und Mooransichten, die in gedämpften Farben die Lichtwunder der Worpsweder Landschaft gestalten. Dämmerung über Wiesen, still dahin gleitende Kähne, heimkehrende Schnitter sind ihre Lieblingsmotive, die sie mit Andacht und fein entwickeltem Farbensinn behandelt hat.“6 würdigen die Bremer Nachrichten sie in einem Beitrag aus Anlass ihres 70. Geburtstages ihr Werk. Sie starb 1940,wo sie begraben wurde, ist unbekannt.
„Blumenstillleben“
Öl auf Malgrund
73 x 46 cm
1936 datiert und signiert „EM“
Preis auf Anfrage
Anmerkungen:
1. Weser-Kurier 12.6.1994
2. Wümme-Zeitung, 1.3.1919
3. Scabell Gudrun: Auch Gottfried Benn war Gast im rosa Haus, Osterholzer Kreisblatt. 5.12.02.2011 Osterholzer Kreisblatt, 30.06.2016
4. Karl Krummacher: Die Malerin Emmy Meyer, S. 127-131,S. 127
5. Napp, Antonia. S. 26
6. Bremer Nachrichten 7.11.1936
Ausstellungen (Auswahl):
Bremer und Worpsweder Künstler“ im Graphischen Kabinett Juli 1967
Bremer „Malweiber“ um 1900 – zwischen Tradition und Moderne: Olga Cordes, Toni Elster, Anna Feldhusen, Emmy Meyer, Margret Padelt, Anna Plate, Margarethe von Reinken,7.10.2003 – 12.12. 2003 belladonna, Bremen
Worpsweder Vielfalt zu Gast in Neubrandenburg,7.05.2011- 17.07.2011 Lilienthaler Kunstschau; 8.8.-13.1.2013
WEB-Links (Auswahl):
Literatur (Auswahl):
„Fortsetzung folgt! 150 Jahre Verein der Berliner Künstlerinnen“
Ausstellungspublikation, 25.11.2016 – 24.03.2017, Camaro Stiftung Berlin,
ISBN 978-3932809-81-1
Nicht „Auchmalerin“, sondern Künstlerin, Emma, genannt Emmy Meyer (1866 – 1940)
In: Hannelore Cyrus: Zwischen Tradition und Moderne. Künstlerinnen und die bildende Kunst in Bremen bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Hauschild Verlag, Bremen 2005, ISBN 3-89757-262-1, S. 130–133.
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