Heinrich Vogeler

(* 12. Dezember 1872 in Bremen; † 14. Juni 1942 im Kolchos Budjonny bei Kornejewka, Karaganda, Kasachstan) war ein deutscher Maler, Grafiker, Architekt, Designer, Pädagoge, Schriftsteller und Sozialist. Der vielseitig begabte Künstler ist besonders durch seine Werke aus der Jugendstil-Zeit bekannt geworden. Er gehört zur ersten Generation der Künstlerkolonie Worpswede. Vogeler war auch Revolutionär, Pazifist und Utopist und befand sich sein Leben lang, ungeachtet eigener bitterer Erfahrungen, auf der Suche nach dem irdischen Paradies, in dem alle Menschen in Harmonie zusammenleben. Sein Lebensweg endete im sowjetischen Exil tragisch.

Bilderbestand der Galerie (Auswahl):

Heinrich Vogeler

„Bühnenbild“
Ölkreide auf Papier
14,0 x 24,5 cm
um 1910
signiert u. R. „H. Vogeler“
Preis auf Anfrage

Heinrich Vogeler

„Blick aus dem Fenster“
Radierung auf Bütten
16,0 x 16,0 cm
um 1905
signiert u. R. „H. Vogeler“
Rückwand bezeichnet per Hand vom Künstler
Preis auf Anfrage

Leben und Wirken:

Jugend und Werdegang:

Stehend: Otto Modersohn, Fritz Mackensen, Heinrich Vogeler; sitzend: Fritz Overbeck, Hermann Allmers, Carl Vinnen 1895

Vogeler wuchs als zweites von sieben Kindern des Eisenwarengroßhändlers Carl Eduard Vogeler und seiner Frau Marie Louise, geb. Förster, in gutbürgerlichen Verhältnissen in Bremen auf. Das erste und das dritte Kind starben früh, so dass Heinrich als Ältester das väterliche Geschäft übernehmen sollte. Die ungeliebte Schule schloss er mit der mittleren Reife ab und sollte mit der Lehre in einem Bremer Handelshaus beginnen. Vogeler konnte jedoch seinen Vater überzeugen, ihm ein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf zu gestatten, das seinen künstlerischen Neigungen entsprach. Während des Studiums wurde er Mitglied der studentischen Malerverbindung Tartarus und wurde dort Mining genannt, nach einer Romanfigur von Fritz Reuter. Dieser Spitzname sollte ihn ein Leben lang begleiten. Im Herbst 1894 starb Vogelers Vater, der elterliche Betrieb wurde verkauft, und sein Erbteil gestattete es Heinrich Vogeler vorerst, ein sorgenfreies Künstlerleben zu führen. Nach dem Studium (1890–1894/95), unterbrochen durch Reisen nach Holland, Brügge, Genua, Rapallo und Paris, schloss er sich 1894 den Malern Fritz Mackensen, Hans am Ende, Otto Modersohn, Fritz Overbeck und Carl Vinnen in der Künstlerkolonie Worpswede an. Hans am Ende führte ihn in die Technik des Radierens ein. Gemeinsame Ausstellungen im Glaspalast München in den Jahren 1895 und 1896 machten die Malergruppe aus Worpswede im ganzen Land bekannt und brachten viele Auszeichnungen.

Das Frühwerk:

Vogelers frühe Malerei nahm eine Sonderstellung ein, sie ist präraffaelitisch und steht in der Tradition der englischen Malergruppe um Dante Gabriel Rossetti und Edward Burne-Jones. Diese Gruppe suchte entgegen der akademischen Lehrmeinung ihre Inspiration in der italienischen Malerei des 15. Jahrhunderts und beeinflusste später die Entwicklung des Jugendstils mit ihren biblischen, mythologischen oder märchenhaften Themen. Wie die Präraffaeliten versetzte Vogeler biblische Themen und Motive aus Sagen in die Heimatlandschaft. Ein Beispiel ist das Gemälde Wintermärchen aus dem Jahr 1897, in dem die Heiligen Drei Könige in fürstlicher Kleidung und Holzschuhen in einer Worpsweder Winterlandschaft erscheinen. Weitere Beispiele für seine frühen präraffaelitischen Werke sind HeimkehrAbschied(1898), Schwanenmärchen (1899), Liebespaar (1901) und Verkündigung aus dem Jahr 1902. Der Florentiner Maler Sandro Botticelli war für ihn ein Vorbild, und er erkannte in dessen Bildern sein eigenes sehnsüchtiges Verlangen nach einer besseren Zeit. Eine Reproduktion von Botticellis Die Geburt der Venus hing in seinem Atelier. Mit seiner Malerei war Vogeler nicht zufrieden, spürte er doch den qualitativen Unterschied zu seinen Vorbildern aus der Renaissancezeit.

Die Zeitschrift Die Insel, 1. Umschlagseite der Erstausgabe (Ausschnitt), Oktober 1899. Grafiker nicht bekannt, Verlagssignet von Peter Behrens

Einen weiteren Schwerpunkt bildeten Vogelers grafische Arbeiten, die seinen Ruf als Jugendstilkünstler begründeten. Die romantischen Radierungen zwischen 1895 und 1899, wie zum Beispiel Storch überm Weiher aus dem Jahr 1899 und die Illustrationen zu Gerhart Hauptmanns Die versunkene Glocke, fanden große Zustimmung im In- und Ausland. Druckgrafik, „sociale Malerei“, wie er sie nannte, wurde aufgrund ihrer weiten Verbreitung beim Bildungsbürgertum sehr beliebt. Sehr erfolgreich war Vogeler mit seinen zeichnerischen Werken: Im 1896 gegründeten Eugen Diederichs Verlag übernahm er Illustrationsaufgaben und arbeitete für die literarische Zeitschrift Die Insel – ab 1901 der Insel Verlag. Die Insel wurde 1899 von Otto Julius Bierbaum, Alfred Walter Heymel und Rudolf Alexander Schröder als literarische Monatszeitschrift mit Buchschmuck und Illustrationen in München gegründet. Sie zeigte die ästhetischen Vorstellungen der bürgerlichen Reformbewegung im wilhelminischen Deutschland auf und sollte die deutscheBuchkunst erneuern, die im 19. Jahrhundert auf ein tiefes Niveau gefallen war.

Vogeler wurde für die künstlerische Gestaltung der Zeitschrift und der Bücher des Verlags gewonnen; er entwarf Illustrationen, Vignetten, Zierleisten und Bucheinbände, um sie mit dem literarischen Inhalt zur ästhetischen Einheit zu verbinden. Zu den ersten Veröffentlichungen des Verlags gehörte sein illustrierter Gedichtband Dir und die Mappe mit Radierungen An den Frühling sowie die Illustrationen zu Oscar Wildes Märchen. Die Nähe zur englischen Zeichen- und Buchkunst Aubrey Beardsleys und zur Arts and Crafts-Bewegung ist offensichtlich. Vogeler bezeichnete später seine frühen Zeichnungen für den Insel Verlag als Realitätsflucht:

„Meine graphischen Arbeiten aus dieser Zeit drückten wohl die Horizontlosigkeit aus. Unbewußt entstand eine rein formale wirklichkeitsfremde Phantasiekunst ohne Inhalt. Sie war eine romantische Flucht aus der Wirklichkeit, und daher war sie auch wohl für den bürgerlichen Menschen eine erwünschte Ablenkung von den drohenden sozialen Fragen der Gegenwart. […] So traf wohl meine Inselgraphik den Charakter einer besonderen Zeitepoche, die auch meinen Charakter irgendwie formte, eine uferlose Romantik, hinter aller Wirklichkeit und im Widerspruch zu ihr.

Der Barkenhoff, in dem das Heinrich-Vogeler-Museum nach Sanierung und Restaurierung des Gebäudes am 12. Dezember 2004 eröffnet wurde.

Leben auf dem Barkenhoff:

Vogelers Haus, das er Barkenhoff (nds. für Birkenhof) nannte, ursprünglich eine Bauernkate, gestaltete er ab 1895 nach Prinzipien des Jugendstils und verwandelte es in ein Künstlerdomizil mit selbst entworfenen Möbeln, Geschirr und Tapeten. Den Garten schmückte er mit symmetrisch angelegten Blumenbeeten und Hecken und pflanzte ein Birkenwäldchen, das dem Haus seinen Namen gab. Das Anwesen als Gesamtkunstwerk von Architektur, Kunst, Inneneinrichtung und Garten sollte mit Vogelers Leben verbunden werden. In seiner Kleidung passte er sich dieser Traumwelt an und trug Stehkragen, Zylinder und Schoßrock wie in der Zeit des Biedermeier. Für seine Frau Martha entwarf er Kleider und Schmuck und wollte sie auf diese Weise in seine Traumwelt mitnehmen. Vermutlich war das Vorbild William Morris, der im Jahr 1860 sein Red House mit Inneneinrichtung und Garten in Bexleyheath, Kent, nach eigenen Entwürfen errichten ließ.

Der Barkenhoff wurde ein wichtiger Treffpunkt der Künstlerkolonie. Zu der Barkenhoff-Familie gehörten der Dichter Rainer Maria Rilke, dessen Frau, die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff, Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker, Paulas Schwester Milly, seine Ehefrau Martha Vogeler, geb. Schröder, sein Bruder Franz mit Frau Philine. Die drei Paare Rilke, Modersohn und Vogeler heirateten im Jahr 1901.

Rilkes Spruch „Licht ist sein Loos / ist der Herr nur das Herz und die Hand / des Bau’s mit den Linden im Land / wird auch sein Haus / schattig und groß“, den der Dichter zum Weihnachtsfest im Jahr 1898 geschrieben hatte, ließ Vogeler als Haussegen in die Eingangstür des Barkenhoff einkerben. Zu den Besuchern des Hauses gehörten beispielsweise Richard Dehmel, Gerhart Hauptmann, Carl Hauptmann, Thomas Mann, der Insel-Verlagsgründer Rudolf Alexander Schröder und Max Reinhardt. Sonntags las und rezitierte der Künstlerkreis, tanzte, sang und gestaltete das Leben als Kunstwerk. Doch die gemeinsamen Feste täuschten darüber hinweg, dass die Gemeinsamkeiten weniger wurden und Kritik an der Kunst der anderen aufkam. Seit 1902 stellten die Künstler nicht mehr als Gruppe aus, die gerade geschlossenen Ehen wiesen die ersten Risse auf; das neue Jahrhundert forderte neue Denkansätze. In Vogelers Traumwelt war kein Platz für das reale Leben. Martha, die er in ein phantasiertes Frauenbild presste und die er nur aus schützender Entfernung lieben konnte, entglitt ihm immer mehr. Das zeigte sich in vielen von ihr gemalten Porträts, die eine kühle Distanz aufweisen. Er erkannte die Sackgasse, in die er auf die Frage nach dem Sinn seines Lebens geraten war:

„Ich arrangierte alles so, daß die Gäste sich selbst als Träger des Festes fühlten. Aber ehe ein Fest seinen Höhepunkt erreichte, war ich verschwunden, grundlos böse mit mir selbst. Warum konnte ich keine Feste feiern? Ich habe es nie verstanden, warum ich, der Glückspilz, dieser Mensch, dem alles gelang, was er anfaßte, nun dasaß, fern vom Fest am einsamen Berghang, ein Häufchen Elend, den Kopf in den Händen und auf den blanken Wiesenfluß starrend […].

Vogeler entwarf im Auftrag des Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck die 1902 publizierte Stollwerck-Bilderserie „Gänsemagd-Königssohn“, die von Versen von Franz Eichert begleitet wurde.

Im Jahr 1905 vollendete Vogeler sein bekanntes großformatiges Gemälde Das Konzert (auch genannt Sommerabend), das ein Konzert auf der Terrasse des Barkenhoffs zeigt und als zentrale Person seine Frau Martha darstellt, die gedankenvoll in die Ferne blickt. Der russische Windhund vor ihr auf der Treppe war ein Geschenk Alfred Heymels. Bis auf Rilke sind fast alle Personen der Barkenhoff-Familie dort versammelt. Das Gemälde wurde in Oldenburg anlässlich der Nordwestdeutschen Kunstausstellung gezeigt. Dort wurde Vogeler mit der Großen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet; sie gilt als Krönung seiner ersten Schaffensperiode.

In den Jahren 1904 bis 1905 gestaltete Vogeler für den Bremer Senat nach der Empfehlung des Kunsthallenleiters Gustav Pauli die Güldenkammer im Bremer Rathaus neu. Das kleine bereits 1595 in die Obere Halle eingebaute Zimmer gestaltete er vollständig im Jugendstil, von den Türgriffen über das Kamingitter und die Leuchter bis hin zur vergoldeten Ledertapete. Diese Arbeit machte ihn im kunstgewerblichen Bereich bekannt. Er entwarf auch Bestecke, Gläser und Möbel, die im Kunst- und Kunstgewerbehaus Worpswede GmbH, begründet von seinem jüngeren Bruder Franz, vertrieben wurden und die ihm mehr Erfolg brachten als seine Malerei.


Soziales Engagement:

Wegen eines Augenleidens unternahm Vogeler 1906 zur Erholung eine Seereise nach Ceylon; die britische Kolonialherrschaft dort schockierte ihn. Während einer Reise nach Lodz im Jahr 1907 lernte er das soziale Engagement einer Fabrikantenfrau kennen, die sich für Arbeiterfamilien einsetzte. Diese Erlebnisse, insbesondere die Lektüre der Werke des russischen Schriftstellers Maxim Gorki weckten Vogelers Bereitschaft, sich für die Belange der Arbeiterklasse einzusetzen.

1907 vergrößerte er den Barkenhoff und entwarf den Bahnhof von Worpswede. Im gleichen Jahr war Vogeler Mitbegründer des Deutschen Werkbundes.

Ein Jahr später gründete er mit seinem Bruder Franz die Worpsweder Werkstätte in Tarmstedt, einen Tischlerbetrieb zur Herstellung von preiswerten Serienmöbeln, die für weniger Begüterte erschwinglich sein sollten. Als Stadtplaner setzte er sich für bezahlbaren Wohnungsbau ein. So reiste er 1909 mit einer Studiengruppe der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft nach England und besichtigte dort eine vorbildliche Arbeitersiedlung in Liverpool, Port Sunlight, lernte aber in Glasgow und Manchester auch Elendsviertel kennen. Die Realisierung des Entwurfs eines Arbeiterdorfes für die Mitarbeiter einer Möbelfabrik im Bremer Raum scheiterte jedoch aus finanziellen Gründen. Er fand keine Geldgeber und erhielt den guten Rat, doch lieber wieder schöne Bilder zu malen.

Im Jahr 1910 wurden seine innenarchitektonischen Arbeiten auf der Brüsseler Weltausstellung ausgezeichnet, seine Jugendstilgrafik fand jedoch keine Anhänger mehr. Seine Ehe geriet in eine Krise, da Vogelers Frau seine politischen Ansichten nicht teilen konnte. 1912 entwarf er für seinen Freund Emil Löhnberg das Haus im Stryck in Willingen, Sauerland, das er mit natürlichem Baumaterial ausstattete und in dem er sich oft als Gast aufhalten sollte. Im Herbst verließ er den Barkenhoff und richtete sich in Berlin ein kleines Atelier ein, in dem er Exlibris und Werbegrafiken, zum Beispiel für die Firma Bahlsen, entwarf.

Erster Weltkrieg, Soziale Utopien:

Vogeler meldete sich im Ersten Weltkrieg 1914 zunächst freiwillig an die Front und wurde als Nachrichtenoffizier in den Karpaten eingesetzt, wo er im Auftrag des Generalstabs Zeichnungen vom Kriegsgebiet anfertigte: das Mappenwerk Aus dem Osten, das 1916 erschien. Durch die Erfahrungen, die er dort machte, wurde er 1917 zum radikalen Pazifisten und einem Gegner des Kaiserreichs. Er engagierte sich fortan für die revolutionäre Arbeiterschaft. Heinrich Vogeler änderte auch seinen bisher ornamentalen Stil drastisch. Er entwickelte einen expressionistischen Malstil, der sich beispielsweise in den Ölbildern Die Kranke und Das Leiden im Krieg zeigt.

Im Barkenhoff trafen sich in den letzten Kriegsmonaten politisch interessierte Kriegsgefangene, die bei Großbauern Zwangsarbeit leisten mussten, deutsche Revolutionäre und Linksintellektuelle. Sie diskutierten die gesellschaftlichen Veränderungen in Russland und die Möglichkeiten eines Umsturzes in Deutschland. Vogeler vertrat einen auf urchristlichen Werten beruhenden Sozialismus und idealisierte nach Pierre-Joseph Proudhon sich selbst verwaltende Gemeinden, deren Mitglieder besitzlos und friedlich miteinander leben. Im Januar 1918 schrieb er seinen Friedensappell Das Märchen vom lieben Gott an den deutschen Kaiser Wilhelm II.:

„Sei Friedensfürst, setze Demut an die Stelle der Siegereitelkeit, Wahrheit anstatt Lüge, Aufbau anstatt Zerstörung. In die Knie vor der Liebe Gottes, Kaiser!“ (Auszug aus Vogelers Friedensbrief an den Kaiser).

Vogeler wurde daraufhin während eines Fronturlaubes wegen defätistischer Umtriebe für 63 Tage in einer Irrenanstalt in Bremen inhaftiert und kehrte im April auf den Barkenhoff zurück. Während der Novemberrevolution 1918/1919 engagierte er sich als Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates in Osterholz. Am 4. Februar 1919 wurde die Bremer Räterepublik zerschlagen. Der Traum von einer neuen Gesellschaft forderte 75 Todesopfer, die Repräsentanten der Räte wurden verfolgt; Vogeler musste fliehen. In Willingen wurde er verhaftet, konnte aber im März nach Worpswede zurückkehren. Im Mai wurde er erneut verhaftet, da der Barkenhoff als linksextremes Zentrum galt, von dem eine Gefahr für die neue Ordnung ausgehen könnte. Unter anderem hatte der ehemalige Matrose und spätere Keramiker Jan Bontjes van Beek Zuflucht auf dem Barkenhoff gesucht, den er im Sommer jedoch wieder verließ. Nach seiner Freilassung wehrte sich Vogeler in den Bremer Nachrichten vom 3. Juni 1919 gegen die Hetze und vermutete − allerdings ohne Namensnennung − eine Bespitzelung durch seinen früheren Künstlerfreund Fritz Mackensen, der Mitglied im paramilitärisch aufgestellten Bund Stahlhelm geworden war.


Kommune und Arbeitsschule Barkenhoff:

Zusammen mit Marie Griesbach, der Roten Marie, mit der er zeitweise eine Beziehung führte, und anderen Freunden gründete Heinrich Vogeler im Sommer 1919 die Kommune und Arbeitsschule Barkenhoff, um zu beweisen, dass eine neue Gesellschaft möglich ist. Die erwünschte Selbstversorgung sollte durch intensiven Gartenbau erreicht werden, und so wurde der Jugendstilgarten zum Gemüsegarten umgewidmet. Die Hausabfälle wurden kompostiert und Brunnen- und Berieselungsanlagen angelegt. Mit der Nachbarsiedlung des HamburgerLandschaftsarchitekten Leberecht Migge, dem Sonnenhof, war nach dem Prinzip der gegenseitigen Hilfe der Austausch von Arbeitskräften und landwirtschaftlichen Maschinen geplant. Unter der Leitung von Friedrich Harjes gab es eine Metallwerkstatt, die zur Finanzierung der Kommune beitragen sollte. Dort entstanden kunstgewerbliche Metallobjekte nach Vogelers Entwürfen ebenso wie Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände. Harjes trieb das Symbol der Kommune, eine große Hand, die ein Kind schützend umfasst, in Messingblech. Eine Holzwerkstatt unter der Leitung des Zimmermanns August Freiträger ergänzte das Leistungsangebot der Kommune. Einem Vorschlag, sich der 1919 gegründeten KPD anzuschließen, konnte Vogeler nicht folgen, aus ideologischen Gründen gab es dort für den utopischen Sozialisten keinen Platz. An seinen Freund, den Bremer Kaffeefabrikanten und Kunstmäzen Ludwig Roselius, schrieb er bereits am 5. September 1918: „Mich werden Sie nie auf irgendeiner Barrikade finden, da ich für den Menschheitsfrieden eintrete.“

1920 zog Martha Vogeler mit den drei Töchtern Marieluise (gen. Mieke, später zweite Ehefrau des Schriftstellers Gustav Regler), Bettina und Martha und ihrem Freund Ludwig Bäumer in das Haus im Schluh, eine alte Moorkate aus dem Dorf Lüningsee, die sie mit Vogelers finanzieller Unterstützung nach Worpswede versetzen und dort wieder aufbauen ließ. Er übergab ihr viele Möbel aus dem Barkenhoff und trat alle Rechte an seinen Vorkriegswerken an sie ab; der Märchenhof war Vergangenheit geworden. Die Barkenhoff-Gemeinschaft wurde seine neue Familie. Für die Kinder auf dem Hof, die antiautoritär aufwachsen sollten, entwickelte er pädagogische Erziehungspläne und entwarf die Arbeitsschule, die im Gegensatz zur bürgerlichen Schule „den organisch wachsenden und befreienden Schöpferprozeß im Kinde zum Leben fördert, um den jungen Menschen zu einer vollen individuellen Gestaltungskraft in der Arbeit zum Wohle seiner Mitmenschen zu bringen.“

Erste Reise in die Sowjetunion, Komplexbilder:

Heinrich Vogeler um 1924 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid

Zwischen 1920 und 1926 malte Vogeler die Diele des Barkenhoff mit Wandbildern aus, thematisch der Arbeiterbewegung verbunden, zeitweise gemeinsam mit seiner Tochter Mieke. 1923 trat er seine erste Reise in die Sowjetunion an, zusammen mit Sonja Marchlewska, der Tochter des polnischen Kommunisten Julian Marchlewski (Freund und Mitarbeiter Rosa Luxemburgs, Vertrauter Lenins und Begründer der Internationalen Roten Hilfe), die er bereits 1918 in Worpswede kennengelernt hatte. Er hatte die Hoffnung, in der Sowjetunion am Aufbau einer menschlicheren Gesellschaft gestalterisch mitwirken zu können: „Ein Künstler, ein unpolitischer, kommunistischer Philosoph kommt nach Rußland als Suchender. […] Als Gestalter steht er mitten im Kristallisationsprozeß, er sieht den klaren, zukunftsträchtigen Aufbau der Union der Räterepubliken, er erkennt den lebendigen Organismus der Gesellschaft der Arbeitenden.“

Vogeler blieb bis zum September 1924 als gering bezahlter Universitätsangestellter in Moskau und entwickelte dort seinen neuen Stil der Komplexbilder, dessen erste Ausführung bereits 1918 in der Radierung Die sieben Schalen des Zornszu sehen ist. Der kristallartige Aufbau dieser Bilder weist oft ein bildübergreifendes Symbol wie Hammer und Sichel oder einen Stern auf, wie beispielsweise 1923 das Ölbild Die Rote Metropole. Mit dieser Technik schuf er das Gemälde Die Geburt des neuen Menschen, zu dem ihn die Geburt des Sohnes Jan am 9. Oktober 1923 in Moskau anregte. Laut Hans Liebau, der 1962 eine als Buch veröffentlichte Dissertation über Vogelers Fresken und Komplexbilder schrieb, versuchte Vogeler, der Materialistischen Dialektik entsprechend, in seinen Komplexgemälden durch die Wiedergabe verschiedener wichtiger Seiten eines gesellschaftlichen Problems auf charakteristische Wechselbeziehungen, innere Zusammenhänge und Bedingtheiten hinzuweisen. Liebau sieht auch frappante Ähnlichkeiten der Komplexbilder Vogelers zu den Wandmalereien Diego Riveras in inhaltlicher und formaler Art.

Im Herbst 1924 verließ er Moskau wieder in Richtung Berlin, nachdem er ein Angebot des Freundes Ludwig Roselius ausgeschlagen hatte, ihm in Bremen ein Atelier einzurichten.


Kinderheim Barkenhoff, Fontana Martina:

Die Arbeitsschule geriet in eine finanzielle Krise, da ihr öffentliche Mittel verwehrt wurden. Ab 1923 wurde der Barkenhoff auf Vorschlag von Julian Marchlewski als Kinderheim der neu gegründeten Roten Hilfe Deutschlands − Vogeler war Gründungsmitglied und im Zentralvorstand tätig – genutzt und erhielt finanzielle Unterstützung. Am 23. Dezember 1924 unterzeichnete er in Berlin einen Kaufvertrag, mit dem der Barkenhoff in den Besitz der Roten Hilfe (Quieta Erholungsstätten Gesellschaft mit beschränkter Haftung) überging. Der Kaufpreis betrug 15.00 Goldmark (etwa 50.000 Euro). Das Kinderheim musste 1932 geschlossen werden. Vogeler trat nach eigener Aussage im Spätsommer 1925 der KPD bei,. Von Ende Juni bis September 1925 reiste er im Auftrag der Roten Hilfe erneut in die Sowjetunion, nach Karelien, um dort den Aufbau propagandistisch zu dokumentieren. Eine weitere Reise nach Moskau folgte im November, um den Kongress der Roten Hilfe vorzubereiten.

Nachdem sich Martha Vogeler von ihm getrennt hatte, heiratete er nach der Scheidung 1926 seine Lebensgefährtin Sonja Marchlewska. Gegen eine Kampagne, seine Wandbilder im Barkenhoff zu entfernen und das Kinderheim zu schließen, konnte er einen Kompromiss durchsetzen: Die Wandbilder wurden nicht zerstört, sondern mit abschließbaren Rollvorhängen versehen. Der erfolglose Bildersturm machte seine Wandbilder international bekannt. So besuchte der mexikanische Maler Diego Rivera, später Ehemann von Frida Kahlo, bekannt durch seine Murales, Wandbilder mit sozialpolitischen Themen, im Herbst 1927 den Barkenhoff. Protestschreiben gegen die Zerstörung kamen unter anderem von Lion Feuchtwanger, Hermann Hesse, Käthe Kollwitz, Thomas Mann, Max Pechstein und Kurt Tucholsky. Im Jahr 1938 fielen die Fresken einem Umbau zum Opfer.

Zahlreiche Reisen für die Rote Hilfe ließen ihm wenig Zeit für seine Malerei und für seine Familie. Seine politische Tätigkeit wurde gering entlohnt. Um den Verkauf seiner Bilder zu fördern, schloss er sich daher mit anderen Worpsweder Künstlern wie dem Bildhauer Bernhard Hoetger, Otto Modersohn, den Kunstweberinnen Martha und Tochter Mieke Vogeler sowie seiner Schwägerin Philine als Galeristin zur Wirtschaftlichen Vereinigung Worpsweder Künstler zusammen.

Im Mai 1927 bezog die Familie eine Wohnung in der von Bruno Taut neu erbauten Hufeisensiedlung in Berlin-Britz. Ab Oktober 1927 bis 1929, dem Jahr der Weltwirtschaftskrise, arbeitete Vogeler im Berliner Werbe- und Architektenbüro Die Kugel des späteren Widerstandskämpfers Herbert Richter, wo er Reklameplakate, beispielsweise für Kaiser’s Kaffee, gestaltete, um den Lebensunterhalt für die Familie zu verdienen. Seine Bilder mit politischer Thematik wie zum Beispiel das KomplexbildHamburger Werftarbeiter aus dem Jahr 1928 kamen beim kaufkräftigen Großbürgertum nicht an.

Seine Ehe geriet in eine Krise; Sonja hatte ein Liebesverhältnis mit dem künstlerischen Autodidakten Carl Meffert, während Vogeler eine Beziehung zu seiner Bürokollegin Ursula Dehmel führte. Mit Sohn Jan besuchte er im Winter 1928 das Tessiner Bergdorf Fontana Martina, in dem sein Freund, der kommunistische Schweizer Buchdrucker Fritz Jordi, eine Siedlung nach dem Vorbild des Barkenhoff plante. Zum Scheitern seiner Ehe kam der Verlust seiner politischen Heimat. Vogeler wurde im Januar 1929 aus der KPD ausgeschlossen, da er Anhänger der Kommunistischen Partei-Opposition war, und wurde im Oktober 1929 auch aus dem Zentralvorstand der Roten Hilfe abgewählt[19]. Zwischen Oktober 1931 und November 1932 erschien die gemeinsam mit Jordi veröffentlichte Halbmonatszeitschrift Fontana Martina in Ronco bei Ascona.


Emigration in die Sowjetunion:

Vogelers letzte Reise in die Sowjetunion im Jahr 1931 war endgültig; er nahm dort den Auftrag an, in einem Komitee für die Standardisierung des Bauwesens mitzuarbeiten. 1932 war er Leiter der Propagandaabteilung in Taschkent, die sich um Ertragssteigerung durch Saatgutstimulierung kümmern sollte. Auf seinen Reisen durch Usbekistan entstanden viele Skizzen über die Landbevölkerung. Seine Reiseerfahrungen verarbeitete er unter anderem in dem Komplexbild Baumwolle.

Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde ihm 1933 der Rückweg nach Deutschland abgeschnitten. Viele verfolgte Intellektuelle und Künstler emigrierten nach Moskau, unter ihnen Erwin Piscator, Wilhelm Pieck und Clara Zetkin, die bereits im Juni 1933 verstarb. Vogeler zeichnete sie einfühlend auf dem Totenbett. 1934 entstand sein Komplexbild Das Dritte Reich, in dem er Hitler brüllend und mit Hakenkreuzen anstelle der Augen darstellte. Im Jahr 1935 war er künstlerischer Leiter einer Ausstellung derInternationalen Roten Hilfe (MOPR), in der er auch mit Bildern gegen das Dritte Reich vertreten war: unter anderem Bücherverbrennung in BerlinFolterkammer der SA und Konzentrationslager.

Die stalinistische Ära forderte unter Vogelers Nachbarn ihre Opfer, die von der Staatspolizei abgeholt wurden und verschwanden. Er selbst, als Schwiegersohn des Revolutionärs Marchlewski, war nicht von Verfolgung betroffen. So nahm er eine parteitreue Haltung ein, hütete sich aber vor Denunziantentum. Seine Hoffnung, in der Sowjetunion die von ihm ersehnte bessere Welt zu finden, war jedoch getrübt. Da er dem Vorwurf, seine Kunst sei noch zu bürgerlich, entgehen wollte, gab er den von ihm entwickelten Komplexbildstil ab 1934 auf und passte sich der vom Staat vorgegebenen Ausdrucksform des Sozialistischen Realismus an. Einige in dieser Zeit entstandene Komplexbilder zerstörte er oder arbeitete sie in realistische Bilder um.

Ende der dreißiger Jahre erhielt er eine neue kreative Aufgabe: Er entwarf für das Deutsche Kollektivistentheater eine Puppenbühne in Odessa mit Köpfen und Bekleidung für die Handpuppen, an deren phantasievoller Ausführung er begeistert arbeitete. Ein Auftrag für Bühnenbilder des Puppentheaters schloss sich an.

Im März 1941 erfolgte die Scheidung der Ehe mit Sonja. Vogeler intensivierte seine antifaschistische Arbeit, indem er Flugblätter und Rundfunkansprachen gegen Nazi-Deutschland verfasste. Am 26. Mai eröffnete Wilhelm Pieck in Moskau eine Ausstellung seiner regimetreuen Werke ab 1936. Es war das Jahr seines 50. Arbeitsjubiläums, Vogelers Wunsch nach der Ausstellung seiner frühen Werke wurde ihm jedoch nicht erfüllt.


Tod in Kasachstan:

Als im selben Jahr die deutsche Wehrmacht in die Sowjetunion einmarschierte, wurde Vogeler am 13. September von Moskau nach Kasachstan deportiert. Nach einer langen, beschwerlichen Reise erreichte er die Kolchose 1. Mai in Kornejewka, Kreis Woroschilow, Gebiet Karaganda, wo er seine letzten Monate verbringen sollte. Er musste auf einer Baustelle an einem Staudamm arbeiten, bis ihn seine Kräfte verließen. Seine Rente erreichte ihn nicht mehr, und um nicht zu verhungern, bat er bei anderen Evakuierten um Verpflegung. Sein Freund, der Schriftsteller Erich Weinert, den Vogeler mehrmals porträtiert hatte, überwies ihm Geld. Am 14. Juni 1942 starb er im Krankenhaus des Kolchos Budjonny, vermutlich aufgrund eines Blasenleidens und körperlicher Schwäche. Sein Grab ist unbekannt. In der Worpsweder Ausstellung war 1989 ein Foto zu sehen, das den Sohn Jan Jürgen Vogeler (1923–2005), Professor für Philosophie in Moskau, an einem 1986 installierten Ehrengrab zeigt. Im Jahr 1999 widmete die Stadt Karaganda Vogeler ein Denkmal.

Rezeption:

Vogeler als Opfer des Systems:

Auf die Frage der Forschung, ob die Sowjetunion ein Interesse daran hatte, speziell den Künstler Vogeler zu verfolgen, kam als Antwort die Erkenntnis, dass das bürokratische System der Sowjetunion grundsätzlich keine Rücksicht auf Probleme der Individuen nahm. Wilhelm Piecksoll noch versucht haben, Vogeler aus der Deportation zu befreien, was Vogeler abgelehnt haben soll mit der Begründung, so lange nicht alle Deutschen gleich behandelt würden, käme das für ihn nicht in Frage. Das System habe keine Gruppensolidarisierung erlaubt, da die Verbannten über Tausende von Kilometern verstreut untergebracht waren.

Zitate von und über Vogeler:

Paula Modersohn-Becker schrieb im August 1897 an ihre Mutter: „Gestern wieder ein Stündchen bei Vogeler. Das ist wie immer ein Genuß wie ein hübsches Märchen. Er ist mit seinen Traumaugen zu reizend anzusehen. Er zeigte uns ein Heft mit Entwürfen zu Radierungen von seiner frühesten Zeit bis jetzt, viel feine originelle Dinge.

Rainer Maria Rilke, Westerwede 1902: „Einige Titelblätter in der Insel, die Ausstattung eines kleinen Bandes Bierbaum’scher Gedichte und der wundervolle Schmuck, mit dem er das Drama Der Kaiser und die Hexe von Hugo von Hofmannsthal umgeben hat, bestätigen, daß seine ruhig und geschlossen wirkende und doch innerlich so reiche Linienkunst wie keine geeignet ist, neben dem Gange edler Lettern wie ein Gesang herzugehen.

Der Schriftsteller und Freund Erich Weinert veröffentlichte Heinrich Vogelers Autobiografie, die dieser in Moskau begonnen und in Kasachstan fortgesetzt hatte. 1952, zehn Jahre nach dessen Tod, gab er Vogelers Erinnerungen heraus. In der Einleitung ist Vogelers Wunsch zu lesen: „Vielleicht kommt dieses Buch zu Menschen, die Wege suchen zum neuen Leben und in meiner Erzählung die Irrwege erkennen, die sie selber nicht mehr zu begehen brauchen.“

„Vogeler war der große naive Tolstojaner unter den kalten Bürokraten; er verließ aus Schuldgefühl seine Klasse; es wäre ihm nie eingefallen, sich der neuen Klasse gegenüber kritisch zu verhalten; er glaubte, kein Recht zur Kritik mehr zu haben; er brach keinen Eid, wenn er ihn einmal geleistet hatte; er gehorchte bis zur Sinnlosigkeit“. Gustav Regler in: Das Ohr des Malchus. Eine Lebensgeschichte, 1958

Heinrich Vogelers Sohn, Jan Vogeler, berichtet 1972 aus Moskau: „Wenn der Vater von einer seiner Reisen durch das große Land mit Hunderten von Skizzen und Entwürfen zurückgekehrt war, pflegte er oft auf unserer kleinen ‚Datscha‘ bei Moskau zu arbeiten und in den Pausen von seinen Erlebnissen, von interessanten Menschen, die er dabei kennenlernte, zu erzählen. Wie seine Zeichnungen, so war sein Bericht: klar, einfach, aber bildreich und lebhaft, so daß das Besondere der Leute und Dinge sich mir sofort und eindrucksvoll einprägte.“

Elsemarie Maletzke in der Zeit, 15/1998: „Er entwarf die Vorhänge, Tapeten, Möbel, Gläser und Bestecke. Jeder Stuhl stand an dem für ihn gedachten Platz. Jeder Rosenstock im Garten kannte den Meister. Auf dem Barkenhoff eingesponnen, malte er, radierte, zeichnete, dichtete, ‚duselte‘ und träumte: ‚Es wird einmal sein …‘ Aber es kam leider ganz anders. Der Jugendstil, der am Ende des 19. Jahrhunderts den muffigen Historismus verdrängt hatte, wurde in wenigen Jahren selbst von seinem phantastischen Geschlinge überwuchert. Vogeler kam aus der Mode.“


Theaterstück über Vogeler:

Zur Uraufführung von Tankred Dorsts Künstler im Tagesspiegel am 5. Februar 2008: „Tankred Dorst hat 22 Szenen zwischen Worpswede, Paris, Bremen, Moskau und der kasachischen Steppe entworfen. Mit gewohnt leichter Hand erzählt er im schnellen Wechsel von intimer poetischer Skizze und figurenreichem Tableau wieder sein Jahrhundertthema: das ästhetische, politische, soziale Scheitern einer großen Utopie – der Einheit von Kunst, Liebe und Leben. Wie einst die Ritterrunde im Riesendrama ‚Merlin‘ zerbricht die Worpsweder Künstlergemeinschaft: mindestens für die beiden Grenzgänger Paula und Heinrich, deren Tode Mitte und Ende des Stücks markieren. Wie in Tschechows ‚Möwe‘ tritt zuerst ein Mädchen mit einem toten Vogel auf, später heißt es, ironisch an die ‚Drei Schwestern‘ erinnernd, ‚nach Moskau, nach Moskau.‘ Aber die Schwingen der Menschen sind zu schnell gestutzt, und ihre Sehnsucht verblutet.“

Quelle: Wikipedia


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