Julius Seyler (* 4. Mai 1873 in München; † 22. November oder 24. November 1955 in München) war ein deutscher Maler und Sportler.
Kindheit und Jugend
Als Kind war Seyler auf Spritzeisbahnen in München oder auf den Kleinhesseloher See beim Eislaufen zu finden. Im Sommer betätigte sich Seyler als Ruderer und Segler auf den Seen in der Umgebung Münchens, daneben widmete er sich der Landschaftsmalerei.
Als Seylers Vater, ein Apotheker, starb, übersiedelte die Mutter mit Julius und seiner Schwester Emma von Memmingen nach München zu ihrem Bruder, dem Bankdirektor und Landtagsabgeordneten Gottfried August Christoph. Julius Seyler zeigte Talente mit künstlerischen und sportlichen Fähigkeiten. Der Onkel bestimmte ihn zur Offizierslaufbahn, doch floh Seyler aus der Kadettenanstalt und nahm seit 1890 privaten Malunterricht bei Ludwig Schmid-Reutte. 1892 wurde er Schüler von Wilhelm von Diez an der Akademie der Bildenden Künste München, 1898 wechselte er zu Ludwig von Herterich und 1900 zu Heinrich von Zügel. 1903 ließ er sich am Ammersee nieder.
„Pferdekarren im Watt“
Öl u. Mischtechnik auf Hartfaser
48 x 85 cm (o.R.)
Entstehung zw. 1920 – 1930
Signiert u.r. „J. Seyler“
Preis auf Anfrage
Künstlerische Karriere
1900 begann Seyler mit der Freilichtmalerei. Ab 1902 führten ihn Studienreisen in die Niederlande und nach Belgien, an den Atlantik, nach Norwegen, Kanada und in die USA. 1903 bezog er eine Wohnung am Ammersee, wo er bis 1912 lebte und malte. Seyler hatte sich zu dieser Zeit einen Namen in der Kunstwelt gemacht und suchte jenseits des Sports neue Herausforderungen.
1910 lernte er in den USA Helga Boeckmann kennen, heiratete sie und ließ sich 1912 mit ihr in München nieder. 1913 reisten Julius und Helga Seyler zur Hochzeit von Helgas Bruder in die Staaten. Während des Familienbesuchs brach der Erste Weltkrieg aus. Während der Zeit des Krieges und danach lebte das Ehepaar von 1914 bis 1921 in Balsam Lake, Wisconsin. Seyler bewirtschaftete eine Farm und schloss Freundschaft mit den benachbarten Schwarzfußindianern von Montana. Ein Großteil seiner Malerei beschäftigte sich danach mit den Blackfeet und ihrer Geschichte.
Als Seyler 1921 nach München heimkehrte, konnte er nahtlos an seine früheren Erfolge in Deutschland anknüpfen, die Bayerische Staatsgalerie kaufte seine Werke und die Kritiker jubelten. 1924 erfolgte die Ernennung zum Professor h.c. an der Kunstakademie München. Seyler reiste nach Paris, Südfrankreich und Sylt.
Anfang der 1940er Jahre begann er langsam zu erblinden. Der Zweite Weltkrieg traf Seyler hart: Bei einem Bombenangriff wurde 1943 sein Atelier in der Georgenstraße in München zerstört, 1944 fielen 300 Werke einem Bombenangriff und Wassereinbruch in der Pinakothek zum Opfer. Seyler selbst überstand den Krieg in Hirschau am Chiemsee. Nach seiner Rückkehr nach München 1946 malte Seyler unermüdlich weiter. Als er 1955 starb, fertigte Otto Dix die Totenmaske an.
Werk
Abgesehen von seinen Münchner Lehrern wurde Seyler seit 1909 vom Impressionismus und der Schule von Barbizon beeinflusst. Er stieg rasch zur ersten Garde der modernen deutschen Malerei auf und wurde mit Max Liebermann und Max Slevogt in einem Atemzug genannt.
Während das Frühwerk noch gedeckte Farben und kalligraphische Strukturen aufweist, charakterisiert sich Seylers Spätwerk durch leuchtende Farben und großzügige Pinselführung. Er malte Landschaften (Chiemsee, Bayern, Norwegische Fjorde, Montana), zum Teil mit Szenen aus dem Arbeitsleben (Holzfäller, Bauern, Fischer) und Stillleben, später auch Akte und mythologische Szenen („Leda“). Die Jahre in den USA brachten den Bayern dazu, immer wieder Indianer und Cowboys zu malen. Gerade Bilder wie „Two Guns White Calf reitet über die Prärie“ machten ihn in seiner Wahlheimat berühmt.
Literatur
- Peter Breuer: Julius Seyler, 1926
- Siegfried Wichmann: Julius Seyler – Neuentdeckte Werke, 1988
- William E. Farr: The West of Julius Seyler, 1998
- Sigrid Reisch: Julius-Seyler – Ein Münchner Impressionist (Privatdruck, Kitzbühel 2003)
- William E. Farr: Julius Seyler and the Blackfeet: An Impressionist at Glacier National Park, University of Oklahoma 2009, ISBN 978-0806140148
Quelle: Text aus Wikipedia, Mai 2016
Foto: Galeriebestand „Der Panther“
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