Peter Rohn – „Ich bin nicht Ost oder West. Ich bin ein Zeitzeuge.“

*4. Januar 1934 in Dresden – lebt und arbeitet in Potsdam.

Peter Rohn, Jahrgang 1934, kommt als mittlerer Sohn einer kunstliebenden bürgerlichen Familie in Dresden zur Welt. Zu Beginn des Weltkriegs ist er fünf Jahre alt, bei Kriegsende elf. Seine Mutter muss die drei Söhne allein erziehen. Der Vater kehrt zwar aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft lebend zurück, stirbt jedoch bald darauf.

Seine Schulzeit schließt der sportbegeisterte Rohn 1950 im kriegsverwüsteten Dresden mit dem Abitur ab. Er wird, wie andere Studienbewerber auch, zur Enttrümmerung der Innenstadt eingesetzt und kann 1952 ein betriebswirtschaftliches Studium an der Technischen Hochschule Dresden aufnehmen. Die Mutter stößt auf eine Zeitungsannonce der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, die zum Einreichen von Probearbeiten einlädt und schlägt dem Sohn vor, in seiner Freizeit den Dresdner Zoo zu besuchen und Tierzeichnungen für eine Bewerbungsmappe anzufertigen. Damit sind die Weichen gestellt.

„Abziehendes Gewitter“ 

Öl auf Leinwand
78 x 94 cm
signiert u. r.
Entstehung: 1976

(194 Gemälde vorl. WZ)
Provenienz: Bilderbestand, Atelier Peter Rohn (Potsdam)

Preis auf Anfrage

„Blumenfenster“ 

Öl auf Leinwand
70 x 80 cm
signiert u. r.
Entstehung: 1989

(243 Gemälde vorl. WZ)
Provenienz: Bilderbestand, Atelier Peter Rohn (Potsdam)

Preis auf Anfrage

„Hauseingang bei Nacht“ 

Öl auf Leinwand
90 x 80 cm
signiert u. r
Entstehung: 1984

(224 Gemälde vorl. WZ)
Provenienz: Bilderbestand, Atelier Peter Rohn (Potsdam)

Preis auf Anfrage


Peter Rohns Bewerbung wird angenommen. Er studiert zunächst Gebrauchsgrafik, dann figürliches Zeichnen bei Bernhard Heisig, Schrift bei Wolfgang Mattheuer, Malerei bei Karlheinz Kuhn und Kunstgeschichte bei Joachim Uhlitzsch. 1956 erfolgt ein Studienwechsel an die Hochschule für Bildende Künste Dresden zu Rudolf Bergander, Fachrichtung Tafelmalerei. Da es Peter Rohn nach Berlin zieht – oder wenigstens in die Nähe der geteilten Stadt mit damals noch freiem Zugang zu Westberlin, empfiehlt Bergander seinen begabten Diplomanden an den Verband Bildender Künstler (VBK) nach Potsdam. Rohn wird als Kandidat des VBK akzeptiert und als einer der ersten in der DDR ausgebildeten Künstler des Verbandes nach Brandenburg an der Havel delegiert. Zu seinen Aufgaben gehört es, Kunstzirkel zu leiten und Auftragsarbeiten zu übernehmen. Daneben entstehen „freie“ Werke.

„Hofkirche Ludwigslust“ 

Öl auf Leinwand
90 x 120 cm
signiert u. r.
Entstehung: 1996

(265 Gemälde vorl. WZ)
Provenienz: Bilderbestand, Atelier Peter Rohn (Potsdam)

Preis auf Anfrage

„Kahle Linde nachts“ 

Öl auf Leinwand
80 x 70 cm
signiert u. r.
Entstehung: 1988

(224 Gemälde vorl. WZ)
Provenienz: Bilderbestand, Atelier Peter Rohn (Potsdam)

Preis auf Anfrage


1959 heiraten der Künstler und Gundula Steudtner, die Tochter des Architekten Fritz Steudtner, der die zerstörte Dresdner Kreuzkirche neugestaltet hatte, in ebendieser Kirche. Das junge Paar lebt fortan in Potsdam. 1960 wird die Tochter Uta geboren, 1962 der Sohn Max. 1960 erhält Peter Rohn vom Stahl- und Walzwerk Brandenburg den Auftrag, ein Tafelbild zu malen. Auch der Bildtitel wird, wie damals in der DDR üblich, vorgegeben: Brigade bei der Arbeit in der Drahtstraße. Rohn malt, nimmt mit seinen Arbeiten an Ausstellungen teil und erhält ab 1962 auch Einzelausstellungen. Ein wichtiger Schaffenszweig wird die Kunst im öffentlichen Raum u.a. 1962 mit dem Entwurf eines Glasfensters „Auferstehung Christi“ für die Dorfkirche in Buchholz, 1968 mit der Vorlage für ein Metallrelief „Flugschiff“, dessen Anbringung am Haus des Reisens 1969 vom Rat der Stadt Potsdam der politischen Idee halber zunächst verweigert wird und erst 1973 erfolgen kann. 1979 beginnen die Vorarbeiten für ein acht Stockwerke hohes Wandmosaik „Jugend“, heute bekannt als „Adam und Eva“, das 1981 fertiggestellt wird.

„Musikprobe im Hof“ 

Öl auf Leinwand
70 x 100 cm
signiert u. r.
Entstehung: 1993

(260 Gemälde vorl. WZ)
Provenienz: Bilderbestand, Atelier Peter Rohn (Potsdam)

Preis auf Anfrage


Rohn arbeitet unermüdlich. Es entstehen Landschaften von der Stadt Potsdam und Umgebung, vom Park Sanssouci, von der Insel Hiddensee und vom Darß. Mehr und mehr bildet sich ein eigener sehr farbenkräftiger Stil heraus, der von feiner Beobachtungsgabe, von Humor und von ausgeprägter Liebe zur Natur zeugt. Kaum ein Werk, auf dem sich nicht ein Baum findet. Rohn selbst sieht sich als unbestechlichen Zeitzeugen. Er saugt die Stimmung einer Landschaft, eines Gebäudekomplexes, einer Menschengruppe förmlich auf und gibt sie auf seine ausdrucksvolle Weise temperamentvoll wieder. So wird er zum künstlerischen Berichterstatter einer Zeit, die es heute nicht mehr gibt, die aber nicht vergessen werden sollte.

1979 trennen sich Peter Rohn und Ehefrau Gundula. Die 1980er Jahre sind geprägt von intensiver Lehrtätigkeit. Rohn findet mit Ute Tröbner eine neue Liebe. 1982 wird der jüngste Sohn Gregor geboren. 1988 heiratet das Paar, trennt sich jedoch 1994 wieder. Die DDR nähert sich ihrem Ende. Auch dieses Ende wird von dem Künstler dokumentiert. Diesmal durch eine eindrucksvolle Serie von Schwarz-Weiss-Fotos der Grenzanlagen zwischen Westberlin und Potsdam. Diese Mauerfotos entstehen wenige Tage nach der Grenzöffnung und werden zu mehreren Gemälden verdichtet.

Es beginnt eine neue Zeit, die der Künstler ebenso unbestechlich beobachtet und darstellt wie die alte. Es gibt neue Ausstellungen und Reisen. Auch eine neue Lehrtätigkeit für die Fachschule für Werbung und Gestaltung in Potsdam. 1997 wird Peter Rohn zum Vorsitzenden des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler (BVBK) gewählt. Neben Bewährtem werden neue Techniken wie Collagen ausprobiert oder die abstrakten Küchenrollenbilder (Ölfarbe auf Zellstoff). Werke Rohns werden von öffentlichen Sammlungen und Museen erworben u.a. von den Staatlichen Museen Berlin, dem Potsdam Museum und dem Stadtmuseum Brandenburg an der Havel.

2020 beginnen die Vorbereitungen zu einer großen Werkschau im Potsdam Museum, dem ehemaligen Kulturhaus Hans Marchwitza. Peter Rohn begleitet diese Ausstellung mit dem Titel „Rohn – Welt in Hell und Dunkel“ (06.11.2022-04.06.2023) trotz seines hohen Alters mit persönlichen Führungen. Der Titel der Ausstellung kennzeichnet den Künstler gut, der sich nie von einer Strömung oder Partei vereinnahmen ließ. Er erlebte sowohl das Helle als auch das Dunkle, sowohl die DDR als auch das wiedervereinte Deutschland mit wachen und kritischen Sinnen und ließ sich nie von seiner eigenen künstlerischen Auffassung abbringen. Gefragt nach der Entstehungsweise seiner Bilder, charakterisiert er sich selbst und seine Kunst sehr treffend:

„Die Entstehung der wichtigen Bilder ist ganz anders, als sich die Leute das vorstellen. … Die wichtigen Bilder, die ich dann auch male, entstehen in Bruchteilen einer Sekunde. Das ist wie ein Blitz, der einen Schnitt durch die Gegenwart macht. Das ist ein Schnitt in die Wirklichkeit. Und das ist für mich eine unheimlich aufregende Sache. … das Malen selbst geschieht dann … im Atelier“.

Mitgliedschaften

  • Bis 1990 Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR
  • War Mitglied des Deutschen Kulturbunds (später Kulturbund der DDR), in den 1980er Jahren Vorsitzender dessen Grafikkreises
  • Mitglied des Brandenburgischen Verbands Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V.

Ehrungen

  • 1973 Theodor Fontane-Preis des Bezirks Potsdam

Darstellung Rohns in der bildenden Kunst

  • Karl Raetsch: Potsdamer Maler (Tafelbild, Öl; 1980; darauf links Rohn mit Weinglas)

Werke (Auswahl)

Tafelbilder (Auswahl)

  • Junge Mutter (Öl, 1963; im Bestand der Berliner Nationalgalerie)
  • Hallenhandball /Potsdamer Sporthalle (Öl, 1972; ausgestellt 1972/1973 auf der VII. Kunstausstellung der DDR)
  • Rauchender Müllcontainer in der Nebelnacht (Öl; 1975)
  • Vorwärmöfen im Walzwerk (Öl, 1976)
  • Straßenecke in Bernburg (Öl, 1976; ausgestellt 1977/1978 auf der VIII. Kunstausstellung der DDR)
  • Konzertprobe/Im Smetana-Saal (Öl, 1982; ausgestellt 1982/1983 auf der IX. Kunstausstellung der DDR)

Baugebundene Kunst (Auswahl)

  • Flugschiff (Entwurf für die Giebelgestaltung des Metallgestalters Christian Roehl am Potsdamer „Haus des Reisens“; 1974, 2009 abgerissen, seit 2015 am Parkhaus Schiffbauergasse)
  • Adam und Eva (Entwurf der Giebelgestaltung aus Industriemosaik am Wohnhochhaus Potsdam, Zeppelinstraße 164; 1981)

Ausstellungen (unvollständig)

Einzelausstellungen

  • 1964 Berlin, Kunstkabinett des Instituts für Lehrerweiterbildung
  • 1974 Berlin, Galerie Pankow
  • 1978 Leipzig, Klub der Intelligenz Gottfried Wilhelm Leibniz
  • 1999 Wiepersdorf, Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf
  • 2020 Potsdam, Galerie Gute Stube
  • 2020/2021, Potsdam, AE-Galerie (Küchenrollenbilder; Malerei)
  • 2022/2023, Potsdam, PETER ROHN. „Welt in Hell und Dunkel“ | Malerei, Grafik und Fotografie; Retrospektive für einen der bekanntesten Potsdamer Künstler

Teilnahme an zentral oder regional wichtigen Ausstellungen in der DDR

  • 1955 und 1956: Leipzig, Bezirkskunstausstellungen
  • 1969, 1974 und 1979: Potsdam, Bezirkskunstausstellungen
  • 1972 bis 1988: Dresden, VII. bis X. Kunstausstellung der DDR
  • 1977 und 1983: Leipzig, Messehaus am Markt („Kunst und Sport“)
  • 1978: Leipzig, Galerie am Sachsenplatz („Collagen, Montagen, Frottagen von Künstlern der DDR“)
  • 1979: Berlin, Altes Museum („Jugend in der Kunst“)
  • 1981: Potsdam (Kunstausstellung zum X. Parteitag der SED)
  • 1987: Potsdam („Impressionen aus der Sowjetunion“)

Literatur (Auswahl)

  • Rohn, Peter. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 784/785
  • Peter Rohn – Malerei, Grafik, Zeichnungen. VEB Umweltgestaltung und Bildende Kunst, Potsdam, 1976
  • Peter Rohn: Ein Maler erlebt den Pfingstberg. In: Wie ist die Nacht? Hell. Hrsg.: Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam 2004, S. 74–77
  • DDR-Demontage in Öl. In: Märkische Allgemeine, Potsdam, 12. November 2014
  • Peter Rohn – Welt in Hell und Dunkel – Malerei, Grafik und Fotografie; Sonderaussellung im Museum Potsdam, 05.11.2022 – 04.06.2023

Quelle: Prof. Dr. Holle Greil & Peter Rohn im August 2023.