Hedwig Woermann und die Ahrenshooper Jahre
Hedwig Woermann mit „Rollbild“, 1930
Ausdruck einer neuen Sichtweise in der Malerei, die ausgehend von Barbizon bei Paris in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts die europäische Kunstwelt prägte, war die Freilichtmalerei, auch Plein-air-Malerei genannt. Sie ließ Scharen von Künstlern und Kunststudenten in die Umgebung der großen Städte strömen, immer auf der Suche nach landschaftlichen Motiven. So entdeckten die Künstler das Teufelsmoor bei Worpswede, die Insel Hiddensee, das Fischerdorf Ahrenshoop.
Hedwig Woermann (1879−1960), Reederstochter aus Hamburg, beginnt um 1900 ein Bildhauerstudium in Paris. Sie lernt bei Rodin-Schüler Antoine Bourdelle (1861−1929). Für kurze Zeit hält sie sich zusammen mit Paula Modersohn-Becker (1876−1907) als Malschülerin bei Fritz Mackensen (1866−1953) auf.
Mackensen wandte sich als Anhänger der Freilichtmalerei der Landschaftsdarstellung zu. Von der läßt sich Hedwig Woermann inspirieren. In Worpswede lernt sie in der Malerin Ottilie Reylaender (1882−1965) eine Künstlerin kennen, die eine enge Freundin wird.
Ottilie Reylaender (später Reylaender-Böhme), Paris 1900/01;
Portrait der Freundin Hedwig Woermann, 20 jährig im Atelier von Paula Becker (später Modersohn-Becker)
Doch zunächst lebt und arbeitet sie einige Jahre als freischaffende Bildhauerin in Rom. Dort lernt sie auch ihren späteren Mann Johann Jaenichen (1873−1945) kennen.Zunächst verdient der seinen Lebensunterhalt ebenfalls als Bildhauer. Beide ziehen im Jahr 1909 eine Weile in die Nähe von Paris und nutzen die Möglichkeit, sich an den dortigen Salonausstellungen zu beteiligen.
In Dresden, in der Königlichen Gemäldegalerie kann Hedwig Woermann einige Arbeiten ausstellen. Ihre Skulpturen werden weitergereicht nach Hamburg zum dortigen Kunstverein.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges kehren Hedwig Woermann und ihr Mann nach Deutschland zurück. Sie muß sämtliche bildhauerischen Arbeiten im Pariser Atelier zurücklassen. Sie beginnt in der gemeinsamen Dresdner Wohnung zu malen. Sie portraitiert Einzelpersonen und Gruppen.
1919 siedelt sich das Ehepaar in Wustrow an. Hedwig, als Tochter des bekannten Geschäftsmannes Woermann, hat dort eines der schönsten Reetdachhäuser erworben, damals schon mehr als einhundert Jahre alt. Es gehört zu den wenigen noch erhalten gebliebenen reetgedeckten Fachwerkhäusern. Arbeiten von Hedwig Woermann werden während der zwanziger Jahre in Ahrenshoop gezeigt.
Von ihren späteren Reisen nach Amerika, Asien und Afrika bringt sie viele Rollbilder mit. Immer wieder werden Frauen und Männer fremder Erdteile das von ihr bevorzugte Motiv, und sie weiß, diese Menschen sehr einfühlsam in Szene zu setzen. In Wustrow entstehen aber auch Portraits von den Einheimischen, deren individuelle Züge Hedwig Woermann festzuhalten versuchte.
1927 tritt sie dem „Verein der Berliner Künstlerinnen“ bei. Auf der Frühjahrsausstellung des Vereins ist sie mit achtundvierzig Arbeiten in einem eigenen Raum vertreten.
Hedwig Woermann lebt bis zu ihrem Tod in Wustrow.
Die Galerie “DER PANTHER” – fine art widmet sich hauptsächlich Werken des Deutschen Impressionismus, Expressionismus und der Klassischen Moderne.