Der Expressive Realismus

Der „Expressive Realismus“ am Beispiel der Künstlerin Käthe Loewenthal

Der Begriff des „Expressiven Realismus“ wurde von dem Kunsthistoriker Rainer Zimmermann (1920–2009) geprägt. Zimmermann characterisierte mit diesem Begriff die künstlerische Ausprägung einiger Künstler, die er in einem 1980 erschienenen Buch der „verschollene Generation“ zuordnete.

„Eine Bildkunst, die auf dem mannigfaltigen Formenvokabular der Klassischen Moderne aufbaut, Farbe und Pinselduktus als wesentliches Ausdrucksmittel einsetzt und den Gegenstand als Zeugen der künstlerischen Inspiration beibehält – das ist Expressiver Realismus. Im Gegensatz zum Expressionismus haben nun die Maler das Bemühen um „Stil“, ja um Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit ausgeprägtem stilistischem Eigencharakter aufgegeben zugunsten einer individuellen künstlerischen Aussage. So tritt anstelle avantgardistischen Stilwillens und der daraus folgenden Überformung der Erscheinungswelt eine größere Aufmerksamkeit den Dingen gegenüber, ein neuer Realismus. Doch geht die Wertschätzung des Gegenstandes nicht so weit, dass hinter ihm der Maler verschwindet und sich weder durch Kolorit noch durch Handschrift zu erkennen gibt wie in der gleichzeitig aufblühenden Neuen Sachlichkeit. Expressiver Realismus ist ein mittlerer Weg zwischen den beiden Extremen. Er beruht auf einer Überzeugung, wie sie etwa Max Liebermann anlässlich der großen Wilhelm Leibl-Ausstellung von 1929 in Berlin formuliert hatte: „Das Neue in der Kunst ist die neue Persönlichkeit des Künstlers, der hinter dem Bilde steht. Wohl kann man Originelles erfinden, aber das Originale wird mit uns geboren!“ Weil die damals jungen Maler, von einer derartigen Einstellung beflügelt, ihr Werk schufen – wobei viele zunächst an damals moderne Stile anschlossen, beim Kubismus oder der Neuen Sachlichkeit – , galten sie in der Kunstgeschichte lange Zeit als „Einzelgänger“.“
(
Quelle: Dr. Ingrid von der Dollen, Vorsitzende des Förderkreises Expressiver Realismus e.V. München)

Käthe Loewenthal

Käthe Loewenthal

thumb_00000408Käthe Loewenthal wurde als älteste von fünf Töchtern des Universitätsprofessors Wilhelm Loewenthal und seiner Frau Clara in Berlin geboren. Die Familie lebte in Genf, Lausanne, Paris, Belgrano (Argentinien) und Berlin, wo der Vater an den jeweiligen Universitäten arbeitete. 1890 übersiedelte die Familie nach Bern. Käthe, die aus einer jüdischen Familie stammt, freundete sich mit einer protestantischen Pfarrersfamilie an. Sie lebte bei dieser Familie, ließ sich taufen und konfirmieren. Während dieser Zeit lernte sie die Werke des Berner Malers Ferdinand Hodler kennen.

Käthe LoewenthalNach ihrer Rückkehr 1892 nach Berlin besuchte sie dort die Höhere Schule bis zum Abschluss 1895. Schon während der Schulzeit zeigte sich ihr künstlerisches Talent. Von 1895 bis 1897 studierte sie bei Ferdinand Hodler. Sie unternahm mehrere Auslandsreisen. In Paris lernte Käthe Loewenthal den Maler Leo von König kennen. Sie folgte ihm nach Berlin und studierte in der von ihm gegründeten privaten Malschule. im September 1890 nahm sie Unterricht in der von Hans Müller-Brauel nach dem Muster von Worpswede gegründeten, vor allem von Frauen besuchten Malschule Zeven bei dem Heidemaler Wilhelm Feldmann. 1902 fuhr sie mit ihrer Schwester Susanne, die ebenfalls Malerin wurde, nach Italien. Es begann die Freundschaft mit der Malerin Erna (Raabe) Freiin von Holzhausen (1882-1938).

Um 1904/1905 arbeitete sie als freischaffende Künstlerin in München, wurde außerordentliches Mitglied im Münchner Künstlerinnenverein und unternahm Reisen ins Berner Oberland. Das Berner Oberland wird das hauptsächliche Motiv ihrer frühen Landschaftsbilder. 1909 zog sie nach Tübingen, dann nach Stuttgart, wo sie Mitglied im Württembergischen Malerinnenverein wurde.

Käthe Loewenthal1910 nahm sie ein akademisches Studium an der Königlich Württembergischen Kunstschule Stuttgart auf, und zwar in der von Adolf Hölzel geleiteten „Damenmalklasse“. Neben Porträts entstanden Landschaftsbilder, die den Schwarzwald, die Schwäbische Alb, das Neckartal und den Taunus zum Gegenstand haben. Nach Studienabschluss 1914 bezog sie eine Atelierwohnung des Württembergischen Malerinnenvereins.

1912 hatte ihre Schwester Susanne eine Fischerhaushälfte in Vitte auf Hiddensee erworben. Käthe Loewenthal besuchte Hiddensee bis 1935 regelmäßig im Sommer und malte eine Vielzahl von Bildern, die das Meer, die Küste und die Landschaft von Hiddensee zum Gegenstand haben. Sie gehörte auch zum Kreis um Henni Lehmann.

Käthe Loewenthal

„Boote im Hafen von Vitte (Hiddensee)„
Gouache auf Papier
14 x 18 cm
ca. 1925
signiert u.L. „KL“
Preis auf Anfrage

Von 1914 bis 1934 arbeitete sie als freie Malerin und verdiente ihren Lebensunterhalt u.a. mit dem Malen von Porträts. Sie ist mit ihren Arbeiten auf verschiedenen Ausstellungen vertreten, u.a. auf der Stuttgarter Sezession und im Münchner Glaspalast.

klKäthe Loewenthal erhielt 1934 als Jüdin Malverbot. Sie konnte an keinen Ausstellungen mehr teilnehmen und keine Bilder verkaufen. Ihr städtisches Atelier wurde gekündigt und sie selbst aus dem Württembergischen Malerinnenverein ausgeschlossen. Damit wurde ihre Existenz als freiberufliche Malerin abrupt beendet. Zwischen 1935 und 1941 unternahm sie noch Reisen in die Schweiz nach Grindelwald im Berner Oberland. Das Leben wurde für sie immer schwieriger, heimlich wurde sie von einigen Menschen unterstützt, u.a. von der Stuttgarter Künstlerfamilie Dondorf und ihrer ehemaligen Putzfrau Marie Nothdurft.

1941 wurde ihre Wohnung in Stuttgart gekündigt und sie musste in eine sogenannte Judenwohnung umziehen. Im Februar 1942 wurde Käthe Loewenthal in ein Sammellager, das ehemalige jüdische Altersheim in Weißenstein im Landkreis Göppingen, umgesiedelt. Von dort wurde sie in das besetzte Polen deportiert und im Durchgangslager Izbica bei Lublin ermordet. Ihre Schwester Susanne überlebte als einzige der Familie den Holocaust.

Käthe Loewenthal

„Berner Voralpenland„
Gouache auf Papier
ca. 30 x 40 cm
ca. 1925
signiert u.L. „KL“
Preis auf Anfrage

Verfasser: „Galerie Der Panther“, März 2013
Quellen: Dr. Ingrid von der Dollen; wikipedia, Feb 2013

Fotos: Bilderbestand Galerie „DER PANTHER“ – fine art


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widmet sich hauptsächlich Werken des Deutschen Impressionismus, Expressionismus und der Klassischen Moderne.

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