Toni Elster
(* 5.10.1861 in Bremen, + 15 .12.1948 in Bremen)
Die Künstlerin verblüffte die Bremer 1924 durch die Qualität ihres Werkes so, dass nahezu alle 22 in der Kunsthalle gezeigten Bilder gekauft wurden. Rudolf Alexander Schröder, als Kunstkritiker, sprach von einer an „Constable gemahnenden Kühnheit“. Er stellte Toni Elster in eine Reihe mit Paula Modersohn-Becker, Anna Plate und Clara Rilke-Westhoff und befand, sie sei „im Besitz einer Technik, die das Virtuose streift, ohne je ins bloss Virtuose zu verfallen. Die kühnen und wohlberechneten Striche, die Flecken und Verschleifungen, an denen sich ihr Bild aufbaut, die sparsame und kluge Ökonomie ihres Handwerks – all das ist von einer durchaus männlichen Dichte und Ausgeglichenheit… Ihre Palette hält sich in engen Grenzen, aber innerhalb der kühlen und halberhellten Atmosphäre…weiss sie vermittels mannigfacher Abstufungen und Übergänge einen grossen und sehr malerischen Reichtum zu entwickeln, der gelegentlich durch den Gegensatz einer kühnen Not noch deutlicher wird…Ihre Auffassung des landschaftlichen Vorwurfs ist dabei, um mich eines kühnen Vergleiches zu bedienen, eine rein lyrische“.
Ihre Themenwahl beschränkte sich auf Landschaften und Hafenbilder, die meist in Öl, seltener als Aquarell gemalt wurden, häufiger jedoch fertigte sie Zeichnungen an. „Worpswede in allen Ehren, aber unseren Winter und unser eigentliches Wasser, d.h. die Weser und ihre beiden Ufer und Häfen hat noch niemand so gemalt wie Toni Elster“.
“Ostende”
Öl/Lwd./Keilrahmen
57,5 x 75 cm
um 1920
li. unten sign. ”Elster”
rs. auf Keilrahmen betitelt,
Die so gelobte Künstlerin soll ihren Entschluss, Malerin zu werden erst mit „36 Jahren…auf dem Krankenbett“ gefasst haben. Sie suchte ihre Ausbildung ab 1897 in München bei Fritz Baer und kehrte über viele Jahre immer wieder dorthin zurück. Über die genauen Zeitpunkte ihrer Studienreisen (Schweiz, Frankreich, Italien) ist die Literatur unterschiedlicher Auffasung, dass sie jedoch ihre Weiterbildung in Schottland bei dem Aquarellspezialisten John Terris bekam, scheint gesichert. Sie brachte von dieser Reise viele Radierungen, Lithographien und Gemälde, meist Landschaftsbilder in unterschiedlichen Tagesstimmungen mit.
Sie stellte schon 1900 im Münchener Glaspalast zwei Radierungen aus, wurde 1904 Mitglied der Luitpoldgruppe und beteiligte sich in diesem Zusammenhang fast jährlich an Austellungen 1907, 1909, 1911 und 1912 in Düsseldorf, Hannover, Hamburg und Bremerhaven. Es bleibt dennoch ungeklärt, warum die BremerInnen erst ab 1924, 1926, 1927, 1929, 1939 in der Kunsthalle, 1924, 1931 und 1941 im Graphischen Kabinett von ihr Notiz nahmen.
Dass ihr hoher Standard noch heute jeden Vergleich aushält, lässt sich überprüfen an den Bildern im Besitz der Kunsthalle („Blick auf die vereiste kleine Weser“, Öl auf Leinwand 1923); ein Aquarell, eine Kohlezeichnung der Kommunalen Galerie („Weiss Tjalk“, Öl auf Leinwand; Hafenbild, Öl auf Leinwand) und des Focke-Museums („Kleine Weser von Westen“, Öl auf Leinwand). Nahezu alle Bilder sind an öffentliche Institutionen ausgeliehen.
Roselius kaufte in den 20er jahren sechs Ölbilder und eine Zeichnung. Die Nähe zu Constable, die Schröder 1925 wagte, ist berechtigt in Bezug auf die Heftigkeit des Pinselduktus, den Umgang mit der Farbe als Lichterscheinung, die die Landschaft erklärt. Anders jedoch als Constable setzte Toni Elster besonders in ihren Hafenbildern mit einer starken, dunklen Umrisslinie Akzente, die im Kontrast zum impressionistischen Umgang mit Licht stehen und dadurch Spannung erzeugen. Hier wird ihr eigener Stil deutlich. Ein weiteres gestalterisches Spezifikum ist der leere Vordergrund, der sich oft weit bis über die Bildmitte hinaus erstrecken kann. Obwohl schon damals die aus der Bremer Kunstlandschaft herausragende Qualität dieser Malerin anerkannt wurde, gibt es bis heute keine nennenswerte Forschung zu Biographie oder Werk.
Quelle/Autorin: Inge Jacob
Fotos der Ölbilder: Galerie „DER PANTHER“ -fine art
Die Galerie “DER PANTHER” – fine art
widmet sich hauptsächlich Werken des Deutschen Impressionismus, Expressionismus und der Klassischen Moderne.